„Das hatte ich nicht erwartet, und blieb mit offenem Mund. In der kurzen Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, als die Arbeit überhand nahm. Gesprochen wurde wenig. Es gab nichts zu sagen. Es geschah. Ich verfolgte beobachtend die einzelnen Schritte des Vorgangs und sah, wie die Arbeiter jeden dieser Schritte gehen. Ich war interessiert an der Sprache ihres Körpers im Lärm der Maschine, ihrem Atem. Ich sah die Bewegungen, routiniert, ohne Überflüssiges, den Produktionsabläufen optimal angepasst. Die Spannung im Körper. Der Arbeiter vor der Aschemühle wie ein Tänzer oder ein sehr speziell exerzierender Soldat. Seine Arbeit, sein Tanz, wurde von einer Kamera überwacht, das Bild davon in die Zentrale übertragen und aufgezeichnet. Das Überraschende, die Endlosigkeit, der stetige Nachschub, dem nicht zu entgehen war, nie eine Pause, niemals Stille, kein Moment, in dem ein Mensch zur Ruhe kommt. Und ich bemerkte, wie ich mich zu gewöhnen begann. Die gleichmütige, fließende Bewegung des Handrückens wenige Zentimeter über der Asche, die knisternden Knochen. Die Reparatur des Ofens bei laufendem Betrieb zum Jahreswechsel nach Mitternacht. Die Konsequenz, das Offensichtliche, das mit uns geschieht. Wirtschaft Horatio, Wirtschaft!“ Thomas Heise
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