„Wenn Kunst 'Störung der üblichen Sinnzusammenhänge' bedeutet, so treffen sich Müller und Schleef genau an diesem Punkt: in ihrem 'Überschuß an krimineller Energie', den sie beide zeit ihres Lebens in Produktionen auf dem Papier und der Bühne verwandelten.“ Kristin Schulz, Abwärts! 11
Am 9. Januar 2016, dem 87. Geburtstag von Heiner Müller, erinnert Wolfram Koch an Einar Schleef und an die großen Erzählungen aus dem Buch „Die Bande“:
Die Mutter beschimpft den Sohn, der sich nicht um sie, nicht um das Grab des Vaters kümmert und sich nie meldet. Der Lehrer und Mentor bringt sich um. Auch bei ihm hatte sich der Sohn nie mehr gemeldet. Ein Mann baut ein Haus, die Ehe zerbricht, er zündet das Haus an, landet im Gefängnis. Er kommt frei, sie versöhnen sich. Dann zündet er wieder das Haus an. Ein Mann überrascht seine Freundin mit einem anderen, flieht aus der Wohnung. Genügt er ihr nicht mehr, ist er zu alt, soll er sich vor die U-Bahn werfen...?
Diese autobiographischen Geschichten sind ein Höhepunkt in Schleefs literarischem Werk, in dem seine Mutter Gertrud fast immer den zentralen Bezugspunkt bildet. Der Schauspieler Wolfram Koch, in Berlin Protagonist bei Dimiter Gotscheff und Herbert Fritsch und in Frankfurt am Main Tatort-Kommissar, lässt die Geschehnisse in Sangerhausen und Berlin nach 40 Jahren in einer grandiosen Anverwandlung wieder lebendig werden. Seine Schleef-Collage ist als Koproduktion des Bochumer Schauspielhauses mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen in Zusammenarbeit mit dem jungen Regisseur und langjährigen Gotscheff-Assistenten Jakob Fedler 2015 in Berlin entstanden. Die Berliner Premiere findet am 9. Januar 2016 in dem von Bert Neumann gestalteten neuen „Grundraum“ im Großen Saal der Volksbühne statt – genau dort, wo Einar Schleef 1972 mit seiner Theaterarbeit erstmals an die Öffentlichkeit trat.
Regie: Jakob Fedler
Bühne und Kostüme: Dorien Thomsen
Tickets kosten 16,- Euro bzw. 12,- Euro (ermäßigt).