Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Lieber Fritz

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Fritz Marquardt

(1928 – 2014)

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„Ich habe mich in Neustrelitz und Annaberg und weiß der Teufel wo verpflichten wollen, doch die wollten mich nicht. Beim zentralen Bühnennachweis sagte man mir: ‚Sie haben gar keine Qualifikation keine Voraussetzungen fürs Theater. Sie haben sich bloß eingeschlichen.’ Mich in ein Kulturhaus zu schicken, wären die bereit gewesen. Aber meine Theaterqualifikation sei eine Anmaßung. Stimmte ja auch.“

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Heiner Müller spricht von Fritz Marquardts Selbstaussage, die einzige Möglichkeit, Sibirien zu überleben, sei, man würde Kommunist. Die aus dem Nachlaß gefischten Texte Marquardts, Erinnerungen, Notate und Prosaversuche in (schlesischer) Mundart, lassen die Vermutung zu, daß die sibirische Erfahrung seine Theaterarbeit nicht nur in zehn Jahren an der Volksbühne begleitet hat. Ein Kommunist im Kampf für die Linie, die zugleich die Grenze zieht zum Künstler. So gesehen steht Fritz Marquardts Theaterbiographie auch heute exemplarisch für ein Künstlerleben, das immer auch ein Kampf, nicht nur ein innerer, zwischen den Fronten des Individualismus, der Ideologie und einer selbstbestimmten Ausdrucksmöglichkeit ist. Seine Alternative zu beidem, Kommunist-und/oder-Künstler-sein, war der Acker. Er blieb mit beiden Beinen auf dem Boden, wo er herkam, auf dem Land. Denn: „Unter allen Bühnenbrettern hast du Erde irgendwann.“
 

 

 

© Ina Voigt

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