Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Der 2. Tod eines Kollektivs oder Die wunderbare Welt des R.W. Fassbinder

Ausstattung: Jana Wassong
Dramaturgie: Anna Heesen, Thilo Fischer

Fotos: © Thilo Fischer; © dpa, Peter Gauhe Die Mitglieder des Münchner Antitheaters (v.l.): Kerstin Dobbertin, Rainer Werner Fassbinder, Hanna Schygulla, Günther Kaufmann, Ursula Strätz, Rudolf Waldemar Brem, Kurt Raab, Margit Carstensen, Harry Baer, Peer Raben.


  „It is not a good time out in the world for emotions anymore“    R.W.F.

Heute, vor etwa 250 Jahren, wenige Monate vor seinem plötzlichen Herztod, saß Rainer Werner Fassbinder, ermüdet von den Endfertigungen seines Films „Querelle“, in der Münchener Sauna unterm Gärtnerplatz, einer Katakombe mit verwinkelten römischen Gängen und geheimen Kammern, ein schwuler Traum „Der deutschen Eiche“.
Vollgepumpt mit Amphetaminen und Alkohol, schwitzend, nach einem besonders heißen Aufguss aus reiner Fichte, sein schlaffes Glied in der Hand eines jungen, marokkanischen Gespielen, schrieb er, schlecht gelaunt, die letzten Zeilen eines bislang unveröffentlichten Textentwurfs ohne Titel.

Dieser ominöse letzte Text, sein Vermächtnis, verschwand unter ungeklärten Umständen.
Man vermutete, dass die wenigen losen Seiten in einer Seitentasche seines Frottee-Bademantels steckten und dass diese beim Waschvorgang in einer Münchener Vorort-Reinigung unwiederbringlich zerstört wurden. Trotz eines enormen Rechercheaufwands zahlreicher Fachleute aus dem In- und Ausland blieben die Seiten verschollen.

Doch erst vor Kurzem (vergleichen Sie bitte die zahlreichen Presseberichte der letzten Wochen) tauchte der Text schließlich in Bern wieder auf, nachdem man ihn dort, nach Bestandsaufnahme der Münchener Sammlung Gurlitt, eingeklemmt zwischen zwei Bildern altfränkischer Abstammung, wiederfand und sofort zuordnen und restituieren konnte.
Ein großer essayistischer Text über seine Arbeit, sein Leben, seine Ansichten, eine Art Testament eines der Teutonen deutscher Kulturgeschichte. Eine Sensation!!!

Ein unverkennbarer Fassbinder: so pur, so direkt, so realistisch, so voller Poesie, dass die Fachwelt nur so jauchzt vor Glück.

In unserer im Roten Salon so erfolgreich etablierten Reihe zu schwierigen Erbschaftsfällen und deren Aufführungsrechten (R. Schumann und R. D. Brinkmann) wenden wir uns nun einem Titanen der deutschen Kulturgeschichte zu: Fassbinder! Lässt man diesen Namen nur kurz im Kopf nachschwingen, winden sich die Gedanken in allerlei Assoziationen.
Empfindliche Gemüter kommen ins Straucheln.

Zur Bearbeitung wählen wir eine ganz besondere Vorlage (siehe oben). Nur kurz: Es wird ein Abend über das deutsche Wesen, das deutsche Kino, das deutsche Theater, die deutschen Drogen, das deutsche Leben, den internationalen Sex, ja, einfach über all das, was im wiedervereinigten, schnöden Deutschland nach R. W. F. eigentlich kaum noch denkbar ist. Fassbinder sagte mal, jedenfalls so ungefähr, dass Theater erst dadurch wirklich wird, dass es gesehen wird; und das, was da auf der Bühne ist, erst dann tatsächlich vorhanden ist, wenn da jemand sitzt, es sieht und in seinem Kopf etwas daraus macht.

Irgendwie hat man dann doch das Gefühl, dass alles ganz anders gewesen sein muss…


Tickets kosten 15,- Euro bzw. 10,- Euro (ermäßigt).
 

Eine Produktion

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