Das 1901 entstandene Drama "Der Totentanz" gilt heute als Urdrama aller tiefenpsychologisch ausdeutbaren Ehedramen und zugleich, in seiner surrealistischen Ausformung, als Vorbild für Ionescos und Becketts absurdes Theater. Wer die Vita von Strindberg nachliest, wird erfahren, dass er seine eigenen drei Ehehöllen therapeutisch kunstvoll auf- und nachgearbeitet und die Hauptursachen - Wahn und Überempfindlichkeit - in eine distanzierte Allgemeingültigkeit gestellt hat. Er hat sein eigenes Fehlen, seine Eifersucht, seinen Hochmut, seinen Jähzorn, seinen Verfolgungswahn, seine Menschenverachtung, seinen Zorn in der Figur von Edgar gezeichnet. Totentanz: Ein Ehepaar bekämpft sich seit 25 Jahren aufs Messerschärfste, begeifert, beschmutzt und liegt im Stellungskampf. Alice und Edgar - SIE, eine verhinderte Schauspielerin, ER, ein glückloser Artilleriehauptmann - leben symbolhaft in einem engen Turm auf einer Insel, die die Leute die "Vorhölle" nennen. Dort, wo sie es sich mit allen Einwohnern gründlich verdorben und zuletzt auch noch ihr Personal vergrault haben, leben die beiden, geistig und körperlich halb verhungert, seelisch zerbrochen; ihre Liebe ist einem abgrundtiefen Hass gewichen. Sie können sich nicht trennen. Sie sind zusammengeschmiedet. In ihr tägliches gewohntes Wortduell schneit plötzlich Alices Cousin Kurt herein, der als Quarantänemeister auf die Insel versetzt ist und den beiden einen Höflichkeitsbesuch abstatten will. Doch er wird hineingerissen in den giftigen Morast. Kurt gerät zwischen beide und wird zwischen ihnen zerrieben. Am Ende, als alles Porzellan zerschlagen und auch der letzte Freund verjagt ist, kriechen Edgar und Alice aufeinander zu, richten sich gegenseitig auf und versuchen es von neuem. „Also Silberhochzeit!"
Mit: Hannelore Koch, Hermann Beyer und Mathias Mertens
Regie: Andreas Pirl
Ausstatter/ -in: Ana Maria Goncalves Nuñes