Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Macht Euer Theater selber!

Das Jugendtheater P14 ist das heimliche Herz des Hauses und reflektiert sein Schaffen mit einer großen Quadrologie

Der Intendant der Volksbühne, Frank Castorf, versteht sich, was sein Theater betrifft, als „aufgeklärter Fürst“. Er geht davon aus, dass seine Mitarbeiter im Rahmen einer hierarchischen Ordnung in der Lage sind, ihren Verstand „ohne Anleitung anderer“ zu gebrauchen. Es gibt aber in der Volksbühne eine noch radikalere Vorstellung über die Produktion von Kunst. Sie hat sich in den letzten Jahren im Jugendtheater P14 der Volksbühne entwickelt. Dieses Theater gibt es seit 1993. Damals forderte die Volksbühne Jugendliche aus der Umgebung der Volksbühne auf, ihr Theater doch selbst zu machen und unter der Losung „Macht euer Theater selber!“ steht es auch heute noch. Vanessa Unzalu-Troya, seit mittlerweile neun Jahren die Künstlerische Leiterin, ist eigentlich Theaterpädagogin, hat aber einen eher antipädagogisch scheinenden Stil entwickelt, der sich vom hierarchischen Anarchismus der „großen“ Volksbühne stark unterscheidet. Denn die Jugendlichen machen ihr Theater tatsächlich selbst. Vanessa unterstützt diese Autonomie der Jugendlichen, sie schützt und stärkt sie inhaltlich wie organisatorisch und sorgt zusammen mit dem Techniker Leander Hagen für die Verbindungen zum Haus und die professionellen Bedingungen. Aber sie macht keine Vorschriften und keine Bewertungen. Es gibt nur zwei Regeln bei P14, für deren Einhaltung sie konsequent sorgt. Die erste Regel ist: Man darf sich irren und man darf scheitern! Die zweite Regel lautet: Mach Theater, so wie du es verstehst. Zum Abschied hat sich P14 viel vorgenommen. Inspiriert durch einen Roman des kubanischen Dichters Virgilio Pinera „Kleine Manöver“ reflektieren sie ihre Situation am Ende der Castorf-Zeit in einer groß angelegten Quadrologie, deren „1.Manöver“ („D’accord ist der Chor“) bereits seit zwei Monaten im Repertoire mit stetigem Erfolg gespielt wird und deren zweites („Symphonie in ungemachten Betten. Eine Akklimatisation“) am 3. Februar im 3. Stock der Volksbühne Premiere hat. Das 3. und 4. Manöver sollen in den nächsten Monaten folgen und dann alle auch mindestens in Castorf-Länge in einer Nacht gespielt werden.

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