Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Filmbühne: Rattengeschichten

Ein Film von Simone Catharina Gaul über Armut und Zusammenhalt, Trash und Theater, und die unerschöpfliche Lust am Leben


Dokumentarfilm 60 Minuten | D 2011 | Farbe | stereo | 1:2,35 | gedreht auf XDCam HD und 35mm

Berlin 1992: sieben Obdachlose wagen Neues. Nachdem der britische Regisseur Jeremy Weller sie für eine Produktion von Camus‘ „Pest“ von der Straße auf die Bühne geholt hat, gründen sie aus freiem Antrieb ihre eigene Theatergruppe. Mit Erfolg: Die Volksbühne nimmt sie auf, zehn Jahre spielen sie hier auf der Bühne im Dritten Stock. Die „Ratten 07“ werden zum Liebling der Presse, europaweit gründen sich weitere Obdachlosentheater nach ihrem Vorbild. Büchner, Shakespeare oder Brecht – die Ratten interpretieren Stücke großer Dramatiker.

Seither hat sich einiges geändert: die Mitglieder der Truppe sind sesshafter geworden, 2002 trennten sich schließlich Volksbühne und Ratten, seither sind sie eine freie Theatergruppe ohne feste Spielstätte - vom Obdachlosen Theater zum „obdachlosen Theater“ wie sie sich heute nennen. Im Frühjahr 2010 spielen sie zum ersten Mal ein persönliches Stück: in der szenischen Lesung „Rattenmonologe“ bringen sie die Lebensgeschichten der sieben Gründungsmitglieder auf die Bühne. Verschlungene, holprige Biografien, die ihren eigenen so sehr ähneln, dass zwischen Darsteller und Rolle manchmal kaum zu unterscheiden ist. „Wir ham ähnliche Geschichten zu erzählen, ähnliche Hintergründe - und jeder kann noch einen drauf legen, sozusagen“, sagt Christa.

Jede der acht Ratten, die für diese Produktion auf der Bühne stehen, hat Erfahrungen mit Obdachlosigkeit, Alkohol, Drogen und Armut gemacht. Die Gruppe ist für sie mehr als ein Hobbyverein: die kleine Ersatzfamilie bietet ihnen Rückhalt und Anerkennung. Hier sind Peter, Heinz, Christa, Ahmad, Hermann, Christian, Manne und Jan nicht einfach Stereotype des „HartzIV-Losers“. Sie sind Bühnendarsteller. Und als solche wollen sie wahrgenommen werden.

Der Film begleitet sie bei ihrer Produktion „Rattenmonologe“ – einer szenischen Lesung, in der sie die Lebensgeschichten der Gründungsmitglieder der Gruppe auf die Bühne bringen: Eine Geschichte über Armut, Zusammenhalt und Selbstbewusstsein in einem Milieu am Rande unserer Gesellschaft.

  

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