Der schwedische Künstler Markus Öhrn, der mit seiner Produktion "Conte d´Amour" 2011 den Großen Preis des internationalen Theater Festivals Impulse in Nordrhein-Westfalen gewann, zeigt seine Arbeit MAGIC BULLET aus dem Jahre 2009. Dieser kompromisslose Film setzt in einer 49 Stunden und 13 Minuten langen Montage chronologisch aneinandergereiht sämtliche zensierten Filmszenen Schwedens – die aus 147.000 Produktionen von 1911 bis kurz vor der Abschaffung der Zensurberhörde zum 1.1.2011 entfernt wurden – zusammen. In den 20er Jahren führte dargestellter Selbstmord oder Untreue zur Zensur, in den 50ern Trunksucht und unmoralisches Verhalten, in den 60ern Homosexualität und in den 80ern oder 90ern Sadomasochismus, Gewaltverherrlichung oder einfach nur das Rauchen von Marihuana.
Der Titel des Films bezieht sich auf die, im frühen 19. Jahrhundert dominante Medientheorie, daß der Film mit der Kraft einer "Magischen Kugel" das Gehirn des Betrachters verändert und eine Beeinflussung des Individuums und seiner Handlungen zur Folge hat. Wie die "Theorie der Magischen Kugel" im Fall des Anschlags auf John F. Kennedy die Flugbahn einer einzigen Kugel beschreibt, die zu insgesamt sieben Verletzungen führt, so formen Massenmedien nach Baudrillards Simulationstheorie nahezu grenzenlos die Modelle, denen die Wirklichkeit folgt: "Vor allem die modernen Medien haben jedem Ereignis, jeder Erzählung und jedem Bild einen Simulationsraum mit grenzenloser Flugbahn eröffnet."
"Magic Bullet" startet am Freitag, 11. Mai, um 19.30 Uhr, mit einer Einführung von Markus Öhrn. Während einer Unterbrechung am Samstag, den 12. Mai, ab 21 Uhr diskutieren Markus Öhrn, Dietrich Kuhlbrodt, Jörg Buttgereit
und David Boothroyd miteinander. Der Film endet am Sonntag, den 13. Mai, um 22.30 Uhr mit einer kleinen anschließenden Feier. Wir laden zu einem 2 Tage und 2 Nächte dauernden Filmcamp zum Thema Zensur im Film – im Rahmen unseres Fortbildungsprogramms FREITOD SELBSTMORD, das die Aufführungen von Gero Troikes Inszenierung DIE PATRIOTIN begleitet.