In ihrem Dokumentarfilm erkundet Carolin Schmitz die Lebensgeschichten und Überlebensstrategien von Alkoholikern. Die Angst vor Kontrollverlust und der Bloßstellung als Trinker löst einen Anpassungsdruck aus, der nur mit noch größerem Alkoholkonsum bewältigt werden kann. Die im Film portraitierten Alkoholiker sind Anwälte, Beamte, Hausfrauen, Geschäftsführer oder Mütter, „funktionierende” Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft. Im Film bleiben sie anonym, nur die Stimmen der Protagonisten sind zu hören, dazu Bilder einer vermeintlich intakten Welt; die Kamera zeigt die Wohn- und Lebensräume der Betroffenen als Mittelklassetraum: Neubausiedlungen, Reihenhäuser, Büros, großzügige Gärten. Keine Fragen, keine Kommentare, keine Zwischentitel. Durch diese formale Konsequenz gelingt es Carolin Schmitz, aus Einzelschicksalen ein gesamt-gesellschaftliches Phänomen abzubilden. Der Film gibt den Blick auf eine hinter vermeintlicher Normalität liegende und von unerfüllbaren Sehnsüchten durchzogene Wirklichkeit frei.
