Das Leben von ALBRECHT SCHRADER dreht sich in einem Maße um Musik, dass einem schwindelig werden kann. Letztes Jahr veröffentlichte er auf Staatsakt die EP „Leben in der Großstadt“, deren Titelsong sich im Laufe der Zeit zu einem viel beachteten Szenehit entwickelt hat. Auf der anschließenden Kurz-Tournee erwies sich der Musiker als versierter, wortgewandter Entertainer. Nebenher fand der gebürtige Hamburger mit Wohnsitz in Köln Zeit, Klavier auf Alben von u.a. Pete Doherty und Herrenmagazin zu spielen. Damit nicht genug, ließ er es sich nicht nehmen, Theatermusik für eine Aufführung am Theater Bremen zu komponieren.
Abgerundet wird diese fast schon maßlos anmutende Aktivität dadurch, dass ALBRECHT SCHRADER zusammen mit Lorenz Rhode als musikalischer Leiter des sogenannten Rundfunktanzorchesters Ehrenfeld fungiert, hinter dem sich nichts Geringeres verbirgt als die Showband des Neo Magazin Royale, das bekanntlich von Jan Böhmermann moderiert wird. Der ehemalige Blockflötenschüler SCHRADER scheint emsig damit beschäftigt, den seit dem Tod von James Brown vakanten Posten des „hardest working man in showbusiness“ neu besetzen zu wollen.
Erhärtet wird dieser Verdacht dadurch, dass der Bach-Fan es jetzt auch noch geschafft hat, sein erstes Album „Nichtsdestotrotzdem“ fertig zu stellen. Herr Schrader, wie haben Sie das gemacht? Mit der größtmöglichen Eleganz natürlich. Alles auf dem Album klingt hochgradig elegant.
Keshavara
Wenn man als Sohn des indischen Jazz- und World-Percussionisten Ramesh Shotham in Köln, Indien und auf Tour aufgewachsen ist, wie bei Keshavara der Fall, heißt das keinesfalls, dass man sich irgendwann mal intensiv mit seiner sozialen, kulturellen (ja, auch spirituellen), sowie natürlich musikalischen Herkunft auseinandersetzen muss. Es ist bestimmt auch nicht zwingend notwendig, dies dann nach jahrelanger Arbeit, mehreren Reisen (z.T. im Rahmen einer vom Goethe-Institut geförderten Künstlerresidenz) nach Chennai und Pondicherry in einem Album zu verarbeiten. Wirklich nicht. Es bietet sich aber zweifelsohne an.
Why not sagte sich der Sänger der stets stilsicheren und wirklich tollen Kölner Band Timid Tiger vermutlich eines Tages. Mit dieser Band hat er mehrere Alben bei L'age d'or, Columbia/Sony, Teichiku Records (Japan) veröffentlicht und erfolgreiche Touren in ganz Europa gespielt. Intensive Banderfahrung also. Um den Übergang zum Soloprojekt halbwegs flüssig zu gestalten und nicht plötzlich ganz auf sich allein gestellt zu sein, hat er den personellen Bogen für seine ambitionierte musikalische Spurensuche von musizierenden indischen Verwandten (klar: der Daddy trommelt auch) zurück nach Köln gespannt und das Album von Marvin Horsch co-produzieren, sowie von Steffen "Steddy" Wilmking und Phillip Janzen mischen lassen. Mit der Veröffentlichung seines Albums auf dem selbstgegründeten Label Papercup Records, auf dem auch das letzte Timid Tiger-Album „The Streets are Black“ erschienen ist, schickt Keshavara einen freundlichen Gruß in Richtung seiner früheren Band und setzt deren hohen Anspruch an künstlerische Freiheit fort.
Tickets kosten 16,- Euro.