Pop ist längst überkomplex. Ganze Pop-Jahrzehnte leben mit immer kürzerer Frequenz wieder auf, das Netz aus Verweisen, Zitaten und Einflüssen wird mit jedem Künstler, jeder Band großflächiger und die Popfeuilletons müssen für mit Namedropping übervollen Text anbauen. Die Beobachter des Geschehens (einige besetzen längst Professuren) bemühen sich um kühlen Kopf; sie bremsen ihre Euphorie bei Klängen, wie sie die Band um die beiden Kanadierinnen Katie Stelmanis und Maya Postepski alias Austra fabrizieren, erst einmal aus, um das frische Material in ihrem Netz zu verorten. In etwa so: In Austra treffen sich die Kühle von The Knife mit der souveränen Luftigkeit Kate Bushs – rein stimmlich gesehen –, die Kompositionen des Albums „Feel it Break" sind nicht selten hymnisch, zumeist angereichert mit technoid rollenden Bässen. "Feel it Break" zitiert in seiner Überfülle guter Ideen die Produktions-Genies von Hot Chip. Aber eigentlich zielen Austra einfach und direkt auf die Stelle, auf die perfekter Pop zielen muss. Zumal zu Neujahr. Touché!
Austra - Lose It from Domino Recording Co on Vimeo.
TOUCHY MOB
Bleiben wir auch beim Support beim Thema und notieren: "Touchy Mob ist die Affäre eines warmen Folksongs mit geraden Beats, spricht die Sprache des Tanzbodens, erweicht Knie; ist eine lange Ehe lyrischer Intensität mit der gemütlichen Dunkelheit von Songwritern wie Chad Vangaalen; ist aber schwer verliebt in die Riffs des Rave. Wirft eine Ladung aufgelesener Klänge hinein, wie The Books es tun, legt hier und da ein Küsschen nieder auf die Kraut-Vergangenheit, nur alles in Four Tet'schem Marschtempo."