Das dreitägige Festival BE.BOP 2016 - Black Europe Body Politics bringt Schwarze und afrikanische Diaspora Künstler*innen und Aktivist*innen aus der ganzen Welt zusammen und schafft einen öffentlichen Raum für die Gestaltung eines kollektiven, dekolonialen Wissens. An der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft verbindet BE.BOP 2016 unter dem Fluchtpunkt „CALL & RESPONSE“ ein umfangreiches Programm von Performances, Filmen und Videos mit hochkarätigen Vorträgen und Diskussionen.
Die vierte Edition des Festivals BE.BOP ist eine Produktion von Art Labour Archives. Charakteristisch für afrikanische musikalische Traditionen verweist CALL & RESPONSE auf die Antiphonie, den Wechselgesang, eine in regelmäßigen Intervallen erfolgende Reaktion des Publikums auf den Vorsänger. BE.BOP wird so zu einem sehr produktiven, kollektiven Erlebnis innerhalb eines geschützten Raumes - eine durch und durch maroone Kategorie.
Das Festival fokussiert einmal mehr die rassifizierten Ungleichheiten in der Periode der imperialen Expansion und Kolonisierung. Der Zugang zu sozialer und physischer Mobilität war in den deutschen Kolonien streng nach rassistischem Muster organisiert, ähnlich dem Apartheidregime in Südafrika. Mobilität bedeutet heutzutage die Frage, wer wie in der Lage ist, sich zwischen Ländern zu bewegen? Wem ist es gestattet? Wer wird als Migrant_in bezeichnet und wer ist Expat oder Tourist_in? Diese Mobilität baut nach wie vor auf kolonialen Strukturen auf, die sich in Staatsangehörigkeit und Einwanderungsgesetzen spiegeln. Die Veranstaltung fördert die Diskussion über die Möglichkeiten, die bis in die Gegenwart reichenden kolonialen Ungleichheiten und „ungleiche Mobilität“ (Mimi Sheller) zu überwinden und darüber, wie neue Formen des Miteinanders in den Gesellschaften unserer inzwischen globalisierten Welt gefunden werden können. Angesichts der aktuellen Krise in der europäischen Gesellschaft, ist dies ein offenkundiges und vor allem dringendes Anliegen. BE.BOP 2016 präsentiert in diesem Zusammenhang erstmals das Video „Napuli's Tree“ von Yoel Díaz Váquez. Es zeigt den symbolträchtigen Baum am Berliner Oranienplatz, auf den die Geflüchtete und Aktivistin Napuli Langa im April 2014 kletterte und vier Tage ohne Essen und Trinken besetzte, um ein eindrucksvolles Zeichen gegen die rassistische Asylpolitik in Deutschland zu setzen. BE.BOP 2016 wird vom 05. bis 07. Juni auch in der europäischen Metropole Kopenhagen stattfinden.
BE.BOP 2016 präsentiert internationale Gäste, KünstlerInnen und ReferentInnen: Sandra Abd’Allah-Alvarez Ramírez + Laura Alegre + Dalida María Benfield + Gurminder K. Bhambra + Manuela Boatcă + Erna Brodber + Lesley–Ann Brown + Artwell Cain + Kjell Caminha + Augustus Casely-Hayford + Mathias Danbolt + Teresa María Díaz Nerio + Yoel Díaz Vázquez + Frank Dragtenstein + Rebecca Drammeh + Simmi Dullay + Jeannette Ehlers + Fatima El Tayeb + Quinsy Gario + Cristel Gbaguidi + Pedro Pablo Gómez + Gillion Grantsaan + Adler Guerrier + Ylva Habel + Sasha Huber + Malcolm Momodou Jallow + Jane Jin Kaisen + Patricia Kaersenhout + Nazila Kivi + Krudas Cubensi + Napuli Langa + Mette Moestrup + Mwangi Hutter + Patrice Naiambana + Tone O. Nielsen + Tanja Ostojic + Zulma Palermo + Malena Pestellini + Anne Ring Petersen + Tuleka Prah + Rod Sachs + Moritz Schramm + Robbie Shilliam + Helle Stenum + Javier Tapia + Ovidiu Tichindeleanu + Rolando Vázquez.
Kuratiert von Alanna Lockward
Berater: Walter Mignolo
Koordination der Auftragswerke: Julia Roth
Kuratorische Assistenz: Elena Quintarelli
Veranstaltung in englischer Sprache mit Simultanübersetzung (Deutsch, Spanisch)
Festival Ticket 25,- Euro bzw. 15,- Euro (ermäßigt)
Tagesticket: 10,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt).
Einzelveranstaltung: 6,- Euro bzw. 4,- Euro (ermäßigt).
Produktion von Art Labour Archives
Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)
In Kooperation mit AfricAvenir
Partners: Humboldt Universität zu Berlin, Center for Global Studies and the Humanities + IDEA. Arts + Society + Transnational Decolonial Institute + Art, Culture and Politics in the ‘Postmigrant Condition' (Danish Council for Independent Research). + Ediciones del Signo + Trampoline House + University of Copenhagen
In Dänemark gefördert durch das Danish Arts Foundation
Media Partners: AfricAvenir + AFROTAK TV cyberNomads + Reboot FM + Uprising Art + Afrikadaa
Programm:
Über drei Tage gestaltet sich ein umfangreiches und abwechslungsreiches Programm mit insgesamt acht hochkarätig besetzten Diskussions-Sessions mit spannenden Intervallen von Performance, Film und Video. Am Mittwoch, 01. Juni beginnt das Programm mit der Präsentation der Reihe: BE.BOP 2012-2014: El Cuerpo en el Continente de la Conciencia Negra” („Der Körper auf dem Kontinent des Schwarzen Bewusstseins“, Ediciones del Signo) in der ersten spanischen Übersetzung von Erna Brodber and Fatima El Tayeb, gefolgt von der Berlin Premiere des Films „Ori“ von Raquel Gerber. Am Nachmittag wird die erstmals in Berlin gezeigte Installation der Künstlerin Jeannette Ehlers auf dem Vorplatz der Volksbühne eröffnet, bevor die erste von acht Panel-Diskussionen mit dem Thema „Marronage und Grenzdenken“ beginnt. Die zweite Diskussionsrunde mit dem Titel „Maroonage, (De)kolonialität und interkulturelle Erziehung“ folgt darauf sowie eine Performance von Teresa María Díaz Nerio. Der erste Tag endet mit dem Film - Screening von „My African Food Map“ von Tuleka Prah. Tag zwei beginnt mit der dritten Diskussionsrunde mit dem Titel „Zeitgenössische Marroonage und kollektives Heilen“. Im Anschluss folgt die Weltpremiere einer inspirierenden Performance des Künstlers Quinsy Gario und die vierte Panel-Diskussion „Versklavung, Genozid und die Kolonialität des Erinnerns“. Der Tag findet seinen Abschluss mit der Weltpremiere des Monologs „Perception Gap“ von Patrice Naimbana. Den letzte Tag eröffnet das fünfte Diskussionsformat mit dem Thema „Spirituelle Befreiung und Panafrikanismus“ gefolgt von der Weltpremiere des Films "Allen Report. Retracing Transnational African Methodism" (2013-2016) von Alanna Lockward, entstanden im Zuge der Kampagne „No Amnesty on Genocide“ und ausgezeichnet mit einem Production Award der Direccion General de Cine de República Dominicana. Das Progamm geht weiter mit der sechsten Diskussions-Session unter dem Titel „Freie Women of Color in Europa und Abya Yala“. Im Anschluss folgt die siebte Panel-Diskussion mit dem Titel „Die Haitianische Revolution als universelles Maroon-Vermächtnis“. Die achte und letzte öffentliche Diskussionsrunde träg den Titel „(De)kolonialität und Skandinavischer Exzeptionalismus“. Nach der Abschlussdiskussion wird die Veranstaltung mit der Weltpremiere der Performance „A History of Grief“ von Patricia Kaersenhout ihr Ende finden.
10:30-11:30
Präsentation des Ediciones del Signo’ Band: BE.BOP 2012-2014: El Cuerpo en el Continente de la Conciencia Negra” (Der Körper auf dem Kontinent des Schwarzen Bewusstseins). Herausgegeben von Alanna Lockward für den Sammelband “El Desprendimiento” (De-linking), gestaltet von Walter Mignolo, übersetzt von Laura Alegre und überarbeitet von Teresa María Díaz Nerio. Mit Beiträgen von: Manuela Boatca, Erna Brodber, Lesley-Ann Brown, Artwell Cain, Teresa María Díaz Nerio, Yoel Díaz Vázquez, Simmi Dullay, Jeannette Ehlers, Fatima El Tayeb, Patricia Kaersenhout, Walter Mignolo, Quinsy Gario, Julia Roth, Robbie Shilliam und Rolando Vázquez.
Laura Alegre + Alanna Lockward + Walter Mignolo + Artwell Cain + Teresa María Díaz Nerio + Julia Roth
Moderiert von Rolando Vázquez
11:30-13:30, Roter Salon
Screening Orí von Raquel Gerber. Berlinpremiere
Moderiert von Artwell Cain
13:30-14:30
PAUSE
14:30-15:30
Park
Parade von Jeannette Ehlers
15:30 -17:15, Roter Salon
SESSION I: MARRONAGE UND GRENZDENKEN
Walter Mignolo + Robbie Shilliam + Augustus Casely-Hayford + Jeannette Ehlers
Moderiert von Quinsy Gario
17:15-17:45
PAUSE
17:45-19:00, Roter Salon
SESSION II: MARRONAGE, (DE)KOLONIALITÄT UND INTERKULTURELLE ERZIEHUNG
Pedro Pablo Gómez + Rolando Vázquez + Simmi Dullay + Rod Sachs
Moderiert von Ovidiu Tichindeleanu
19:00-19:30
Screening My African Food Map von Tuleka Prah
20:00-22:00, 3.Stock
Teresa María Díaz Nerio. Areíto Indestructible, Performance, Weltpremiere
Q & A Moderiert von Alanna Lockward
11:00-13:00, Roter Salon
SESSION II: ZEITGENÖSSISCHE MARRONAGE UND KOLLEKTIVES HEILEN
Yoel Díaz Vázquez + Cristel Gbaguidi + Napuli Langa + Tanja Ostojić + Julia Roth
Moderiert von Robbie Shilliam
13:00-14:00, 3.Stock
Quinsy Gario, Black, Basically a Genealogical Materialist Analysis, Performance, Weltpremiere
14:00-15:00
PAUSE
15:00-17:00, Roter Salon
SESSION IV: VERSKLAVUNG, GENOZID UND DIE KOLONIALITÄT DES ERINNERNS
Manuela Boatcă + Artwell Cain + Ovidiu Tichindeleanu + Patrice Naiambana
Moderiert von Walter Mignolo
17:00-17:15
PAUSE
17:15-19:00, Roter Salon
Dalida María Benfield + Jeannette Ehlers + Teresa María Díaz Nerio
Moderiert von Alanna Lockward
19:00-20:00
PAUSE
20:00-22:00, 3.Stock
Patrice Naiambana, Perception Gap, solo-digital performance. Deutschlandpremiere
11:00-13:00, Roter Salon
SESSION V: SPIRITUELLE BEFREIUNG UND PANAFRIKANISMUS
Screening Allen Report. Retracing Transnational African Methodism (2016) von Alanna Lockward. Weltpremiere
Moderiert von Julia Roth
13:00-13:30
PAUSE
13:30-15:00, Roter Salon
SESSION VI: FREIE WOMEN OF COLOR IN EUROPA UND ABYA YALA
Frank Dragtenstein + Sandra Abd’Allah-Alvarez Ramírez + Krudas Cubensi + Patricia Kaersenhout
Moderiert von Teresa María Díaz Nerio
15:00-16:30, Roter Salon
SESSION VII: DIE HAITANISCHE REVOLUTION ALS ÙNIVERSELLES MAROON VERMÄCHTNIS
Adler Guerrier + Alanna Lockward + Quinsy Gario
Moderiert von Walter Mignolo
16:30-16:45
PAUSE
16:45-18:00, Roter Salon
SESSION VIII: (DE)KOLONIALITÄT UND SKANDINAVISCHER EXZEPTIONALISMUS
Lesley-Anne Brown + Mette Moestrup + Nazila Kivi + Sasha Huber
Moderiert von Simmi Dullay
20:00-22:00, 3 Stock
Patricia Kaersenhout. A History of Grief, Performance. Weltpremiere
Q & A mit Patricia Kaersenhout
Moderiert von Dalida María Benfield