Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Betongold oder Der Ausverkauf der Stadt

Film und Podium zum Tag des Mieters


Die Soziologie nennt es Gentrifizierung, die Politik Umstrukturierung: in den zentralen Bezirken Mitte und Prenzlauer Berg, rund um die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, findet derzeit der große Ausverkauf statt. Es klingt alarmierend und das ist es auch.

Das Thema ist brandaktuell: Bürger werden aus ihren Wohnungen verdrängt, drangsaliert, bedroht, und auch die jüngere Geschichte der Stadt Berlins ist nicht vor dem Kehrhaus sicher, wie der Kampf um die East-Side-Gallery zeigt. Das Leben und der Immobilienmarkt in Berlin werden immer brutaler und internationaler – oft sind es unsere europäischen Nachbarn, die sich durch den Kauf einer günstigen Berliner Immobilie ihre Altersversorgung sichern.
Die volkseigene Immobilie Volksbühne bietet am 25. Mai die Gelegenheit, sich im temporären Mieter-Büro im Pavillon am Rosa-Luxemburg-Platz kostenlos von Mietern, Fachanwälten und Entmieteten beraten zu lassen:

Qualifizierte Beratung durch die Miet-Anwältin Carola Handwerg, der Regisseurin Katrin Rothe, der entmieteten und erfahrenen Volksbühnen-Kollegin Tina Pfurr sowie vielen Berliner Mieter-Initiativen. Der anhängende Fragebogen (s.u.) will Ihnen für die Beratung eine Orientierungshilfe bieten.

Ab 21.30 Uhr wird der Stadt-Soziologe Andrej Holm das Thema auf den Punkt und das Publikum auf den aktuellen Stand bringen. Die "Dokumentation Beton-Gold. Wie die Immobilienblase in mein Wohnzimmer kam" von Katrin Rothe zeigt, wie eine Berliner Hausgemeinschaft sich gegen die Luxussanierung und den Ausverkauf ihrer Wohnungen aufzulehnen versucht. Über diesen konkreten Fall und über das mäandernde Thema des Immobilien-Hypes diskutieren im Anschluss: Katrin Rothe (Regisseurin und »entmietete« Betroffene), Carola Handwerg (Miet-Anwältin) u.a., Moderation: Andrej Holm.

Im Anschluss präsentiert Ina Wudtke aka T-INA Darling ihr Album "The Fine Art of Living" mit einem konzeptuellen DJ Set mit Songs über Mieterprobleme.

Tickets kosten an unseren Billettkassen 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt). Bei Buchungen über unseren Webshop kommen je 2 Euro Systemgebühr dazu.

  

Fragebogen


Weitere Infos:
http://mietendossier.blogsport.de
http://mietenstopp.blogsport.de
http://zwangsraeumungverhindern.blogsport.de
http://www.sozialmieter.de
http://www.rosenthaler-vorstadt.de
http://pankower-mieterprotest.de
http://fuldaweichsel.wordpress.com
http://kottiundco.net
http://palisaden-panther.blogspot.de

www.djt-ina.com

 

Betongold

Eine Dokumentation von Katrin Rothe mit Trickfilmsequenzen. Premiere

 Vor mehreren Jahren wurde die globale Finanzkrise von faulen amerikanischen Immobilienkrediten ausgelöst. Jetzt droht die nächste Immobilienblase: In Europa investieren Anleger nicht mehr in Aktienfonds, sondern in so genanntes Betongold. Vor allem in den Großstädten ist die Nachfrage riesig, die Quadratmeterpreise für Wohnraum explodieren. Wenn ein Haus in die Hände eines Investors fällt, heißt das für die Mieter Angst und Unsicherheit. Im Briefkasten landen Abmahnungen, Kündigungen, Räumungsklagen. Nur ohne die Altmieter lassen sich aus den Wohnungen lukrative Anlageobjekte machen. Zwar schützt das deutsche Mietrecht die Mieter, aber das Recht wird in der Realität immer weiter ausgehöhlt. Auch das Haus in Berlin-Mitte, in dem die Regisseurin Katrin Rothe lebt, bekommt eines Tages einen neuen Besitzer. Es ist ein Investor, spezialisiert auf „einzigartige Wohnungsbauten in Toplagen“ und „Wohnhäuser mit Entwicklungspotential“. Bei ihren Recherchen stößt sie auf Firmen, die mit dubiosen Mitteln arbeiten. Es ist eine neue Welt, mit der sie da konfrontiert wird. Der Investor erscheint zunehmend als übermächtiger Feind, dem die einzelnen Mieter hilflos gegenüber stehen – trotz gültiger Mietverträge.

Betongold. Wie die Immobilienblase in mein Wohnzimmer kam erzählt emotional und berührend die Geschichte einer Hausgemeinschaft, die plötzlich in den Strudel des Immobilienhypes gerät. Mit ihrer Kamera hält die Ich-Erzählerin den monate- langen Kampf der Mieter gegen Einschüchterungen und Schikanen fest. Was sie nicht filmt, zeichnet sie. Bei den Besichtigungsterminen unterscheiden sich die Kaufinteressenten kaum von den bisherigen Mietern. Auch sie gehören zur Mittelschicht, auch sie sind Getriebene der Finanzkrise, auch sie versuchen nur, ihr Geld existenzsichernd anzulegen. Für Solidarität mit den Mietern bleibt da kein Platz. Der Film thematisiert den schleichenden städtischen Umbau der Eigentumsverhältnisse und zeigt dabei auch die innere Zerrissenheit der Betroffenen, denen – wenn sie nur schnellstmöglich ausziehen – immer höhere Abfindungen angeboten werden. Doch was tun mit all dem Geld? Eine Wohnung anzahlen, Schulden machen? Selbst in Betongold investieren?

Katrin Rothe ist Grimme-Preisträgerin.

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