Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

„Beyond the Sea“ – mit Sophie Rois in die Südsee

Sophie Rois präsentiert „Vessel of Wrath“ von W. Somerset Maugham, eingerichtet von Clemens Schönborn


„Vessel of Wrath“

Der notorischer Trinker und Womanizer Ginger Ted und die altjüngferliche Missionarin Miss Jones stranden gemeinsam auf einer entlegenen Insel im Indischen Ozean. Dem Exsträfling Ginger hilflos ausgeliefert, fürchtet die sittenstrenge Missionarin um ihre Jungfräulichkeit. Eine Insel als Sehnsuchtsort und tropischer Schauplatz leidenschaftlicher Verflechtungen.

Wiliam Somerset Maugham

„… was Maugham, der Weltbestseller, der Auflagen- und Tantiemen-Millionär mit Riviera-Villa, Gemäldesammlung und Freunden wie dem Aga Khan, über seine Position in der Literatur zu sagen liebte: Er sei nur ein "story-teller", ein Geschichtenerzähler, ein "entertainer", ein Unterhaltungsschriftsteller. Er war es - aber nicht "nur". Gewiss hat er nicht, wie etwa seine englisch schreibenden Zeitgenossen James Joyce, Virginia Woolf und Thomas Stearns Eliot, teil an den revolutionären Vorstößen und Eroberungen der literarischen Moderne dieses Jahrhunderts; gewiss ist zwischen seinen Hunderten von Kurzgeschichten, Dutzenden von Romanen ("Der Menschen Hörigkeit") und Dramen ("Die heilige Flamme"), in diesem Riesenwerk, dessen Hauptschauplatz Englands ostasiatische Kolonien, dessen Helden vorwiegend fernöstlich zerrüttete Kolonialeuropäer sind, auch jener mondän-exotische "Halbschund", den der amerikanische Kritiker Edmund Wilson tadelte; gewiss kann Maughams Meinung, alle großen Erzähler, so Maupassant, Dostojewskij und Tolstoi, hätten sich mit gewöhnlichem Zeitungsstil begnügt (Maugham: „Nur ein schöner Stil wird unmodern“), nicht die stilistische Sorglosigkeit vieler Maugham-Seiten rechtfertigen; gewiss war er, nach seinem eigenen Wort, „ein Überbleibsel aus der Edwardianischen Ära“. Aber an diesem Überbleibsel aus einer Zeit, da "Geschichtenerzählen" und "Literatur", da "Kunst" und "Unterhaltung'“ noch nicht geschiedene Begriffe waren (und Pointen noch nicht unfein), bleibt beispielhaft: die nie ermüdende Lebensneugier des Schriftstellers und einstigen Arztes Maugham („Ich kann keine Stunde in der Gesellschaft eines Menschen sein, ohne in ihm Stoff für mindestens eine interessante Story zu entdecken“) - Exempel für heutige Literatur -Bastler, die ihre Unlust oder Unfähigkeit, Mitmenschen zu schildern und Geschichten zu erzählen, als Avantgardismus verklären; die als Zynismus erscheinende unsentimentale Gelassenheit des Erzählers Maugham: „Wenn es zynisch ist, die menschliche Natur so zu nehmen, wie sie ist, zu lächeln, wenn sie absurd, nicht übermäßig betrübt zu sein, wenn sie kläglich ist, dann bin ich wohl ein Zyniker“ - Rezept gegen immer wieder nachwachsendes Dichter-Weltweh… „

Der Spiegel 52/1965

Tickets kosten 14,- Euro bzw. 10,- Euro (ermäßigt).

  

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