in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
“Love is a burning thing
And it makes a fiery ring”
Johnny Cash
Mit „Bis zum Tod“ schließen Nya Rampen, Institutet und Markus Öhrn eine Trilogie, die sich mit den Strukturen und Abgründen der westlichen Mittelstands-Familie befasst: Während „Conte d’Amour“ als vertikales Eintauchen in die psychotischen Katakomben romantischer Liebe verstanden werden konnte und „We love Africa and Africa loves us“ die Projektion innerer Zerrüttung auf einen weit entfernten, imaginären Kontinent versuchte, so erforscht dieser dritte und letzte Teil die Liebe als Kraft der Ablehnung. Die kompromisslose Zuneigung zu einem anderen Menschen wird zu einer paradoxen Form der Identitätsbildung, aber mehr noch zu einem tödlichen Mechanismus der Selbst-Zerstörung, eingebettet in die psychologischen Abgründe der Familie. Ein 13-jähriger Junge verstrickt sich im Kampf um die eigene Identität und die Befreiung seines Denkens in einem düsteren Sog aus Phantasien. Seine Eltern reproduzieren Tag für Tag eine vorprogrammierte Routine; alle drei sind gefangen im scheinbar perfekten Stereotyp der gutbürgerlichen Kleinfamilie. Als ein Fremder in die erdrückende Familienidylle eindringt, bringt er das radikale Versprechen eines anderen Lebens mit sich und setzt lang unterdrückte Wünsche und Bedürfnisse frei. Der Strudel stärker werdender Spannungen verwandelt sich in einen Exzess aus berstenden Zwängen und grausamen Phantasien, entfacht aber auch eine erste Liebe. Die Liebe verkörpert den letzten Rückzugsort des Fremden und bedroht so auf existentielle Weise grundlegende Familien-Strukturen. Ihre radikale Kraft birgt das Potential, gesellschaftlich vorgegebene Verhaltensmuster und somit die Eckpunkte unseres Daseins zu durchbrechen und provoziert eine Antwort. Wir sind gezwungen, uns dem fremden Eindringling zu stellen, der so drängend an unsere Tür klopft. Die radikale Fremdheit der Liebe birgt die Verheißung von Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit und Leben; sie entblößt die Grenzen unserer Gastfreundschaft und setzt Toleranz und Nächstenliebe außer Kraft, eine Schneise der Zerstörung hinter sich lassend. Vor dem Hintergrund düsterer Black-Metal-Klänge lädt „Bis zum Tod“ zu einer imaginären Vernichtungsorgie familiärer Werte und sozialer Normen.
Mit: Elmer Bäck, Anders Carlsson, Derek Holzer, Janne Lounatvuori, Jakob Öhrmann, Linus Öhrn und Rasmus Slätis
Produktion: Sina Kießling
Regie: Markus Öhrn
Bühne : Markus Öhrn
Video: Markus Öhrn
Musik, Komposition: Janne Lounatvuori, Linus Öhrn, Derek Holzer
Ton: Robert Hefter, Torsten Schwarzbach
Kostüme: Pia Aleborg
Text: Markus Öhrn, Anders Carlsson, Victoria Larsson
Übersetzung: Karen Witthuhn
Übertitelung: Yvonne Griesel
Regieassistenz: Anne Herwanger
Technische Leitung: Patrick Tucholski
Bis zum Tod ist eine Koproduktion mit Nya Rampen (Finnland), Institutet (Schweden), Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, Zamek Culture Center Posen und Nowy Teatr Warschau.
Gefördert mit Mitteln des Hauptstadtkulturfonds