Für seine einmalige Live-Aufführung von „Bliss” am 19. November 2011 erhielt Ragnar Kjartansson den renommierten „Performa Award“ in New York. Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz präsentiert nun zum ersten Mal in Europa (neben einer weiteren Präsentation in der Reykjaviker Galerie i8) den von Ragnar Kjartansson hergestellten HD-Mitschnitt der Aktion. Kjartanssons Kunst zeichnet sich durch eine perfekt getimte Vermischung von Repetition, Musik, darstellender Kunst sowie biographischen Details aus, und er gehört zu den gefragtesten Künstlern seiner Generation. „Bliss“ ist eine zwölfstündige Oper, die die delirierende finale Arie aus Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“ aus dem Jahre 1786, eines der schönsten Stücke Musik, die Mozart je komponierte, von Mittag bis Mitternacht ohne Unterbrechung endlos wiederholt; kleinere Abweichungen ergeben sich nur dann, wenn die Aufführenden Erfrischungen benötigen.
Durch die scheinbar endlose Dehnung des knapp fünfminütigen musikalischen, erzählerischen und visuellen Höhepunkts der Oper nähern sich die Zuschauer sowie die Künstler einem euphorischen Zustand, der den emotionalen Zustand der Protagonisten in Mozarts Oper bei Weitem übertrifft. Im finalen vierten Akt „Contessa, perdono” bittet der Graf die Gräfin um Vergebung für seine arroganten Fehler, die sie ihm schließlich gewährt, und endlich können alle feiern. Es sind nur wenige Zeilen:
Graf (kniet nieder): „O Gräfin, verzeih mir! Verzeih mir!”
Gräfin: „Wie könnt ich denn zürnen, mein Herz spricht für dich.”
Alle: „So blühet uns allen das herrlichste Glück!”
Die Aufführung fand auf der Bühne eines traditionellen Theaters statt und imitiert den Stil der Verschwendung traditioneller Opern, mit einem kompletten Orchester, einer aufwendigen Rokoko-Kulisse, einem großen Ensemble (auch Kjartansson selbst) und mit dem berühmten isländischen Tenor Kristján Jóhannesson, den Kjartansson einmal kennen und bewundern gelernt hatte, als er als Teenager hinter der Bühne des isländischen Nationaltheaters arbeitete.
Die Volksbühne zeigt den Film auf der Hinterbühne, die Zuschauer können 12 Stunden in Sitzsäcken dauerentspannen oder auch nicht, denn ein permanenter Ein- und Ausstieg ist möglich.
„If something is boring after two minutes, try it for four. If still boring, try it for eight, 16, 32, and so on. Eventually one discovers that it´s not boring at all, but very interesting.” (John Cage)
Tickets kosten an unseren Billettkassen 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt). Bei Buchungen über unseren Webshop kommen je 2 Euro Systemgebühr dazu.
Foto: Luhring Augustine