Charms stimmt immer, und ist trotzdem jetzt dran! Soeben hat der Galiani-Verlag die 4-bändige Werkausgabe von Daniil Charms in neuer Übersetzung von Beate Rausch und Alexander Nitzberg herausgebracht. Jetzt gehen die Schauspieler die Gelegenheit an, Charms-Texte in den Körper und über die Lippen zu bringen, und die Poeten nehmen die Gelegenheit wahr, dem Jahrhundertgenie Charms zu huldigen, indem sie sein Leben in ihrem Slang verdichten und zum Vortrag bringen. Charms gilt als Klassiker des existentiell Absurden, Meister des Paradoxen und Genie des komischen kosmischen Leerlaufs. 1905 in St. Petersburg geboren, gründete er 1927 mit anderen die avantgardistische Gruppe OBERIU (Vereinigung der realen Kunst), die nach kurzer Zeit verboten wurde und hielt sich u.a. mit Schreiben von Kinderliteratur über Wasser. Er entging dem Einzug in die Rote Armee durch das Vortäuschen einer psychischen Krankheit. Es war ein Leben unter Druck im Stalinismus, immer in der Gefahr, verhaftet oder deportiert zu werden. 1942 verhungerte er, für verrückt erklärt, in einer Gefängnispsychiatrie. Durch einen Freund wurde sein Werk gerettet.
In virtuoser Sinnvernichtung werden die Figuren Charms auf brutalstkomische Weise gedemütigt und verstümmelt, sie stolpern durch die Idiotie des Alltags, fallen oder lösen sich bis hin zum völligen Verschwinden auf. Auch das Werkzeug der Sprache selbst verliert auf unnachahmlich groteske Weise ihren Sinn. Ein Fest für alle, die den Nonsens und den Abgrund lieben. Eine Hommage an den großen Daniil Charms, eine kleine Textrevue, ein Prosit auf die Werkausgabe bei Galiani!
CHARMS JETZT! Ein showcase zu Texten von Daniil Charms mit den Slampoeten Julius Fischer, Patrick Salmen, Ken Yamamoto und den Schauspielern Margarita Breitkreiz, Anne Ratte-Polle, Andreas Frakowiak und Mex Schlüpfer. Moderation: Lino Ziegel und Wolf Hogekamp.