In ihrem letzten Buch, Russisches Tagebuch, das die Jahre 2003- 2005 umfasst, beschreibt Anna Politkowskaja die Politik ihres Landes. Dabei geht es ihr um politische Ereignisse ebenso wie um die Stimmung in der Bevölkerung. Ein Bericht aus erster Hand, der wagt, was in Putins Russland lebensgefährlich ist: die Wahrheit. So zeigt Anna Politkowskaja nicht nur die Verbrechen der russischen Armee in Tschetschenien, sondern auch jene an den russischen Soldaten und den Kampf ihrer Mütter um die Rechte und Würde ihrer Söhne. Sie prangert Putins »starken Staat« an und schildert das Klima der Resignation, der Angst und der Rechtlosigkeit.
„Ich bekomme oft zu hören: Du bist eine Pessimistin, du glaubst nicht an die Kraft des Volkes, du bist eine Putin-Gegnerin und siehst nichts mehr. Ich sehe alles. Das ist gerade das Problem. Das Gute wie das Schlechte. Dass die Leute das Leben zum Guten verändern wollen – und dass sie dazu nicht imstande sind, und um sich in ihren eigenen Augen aufzuwerten, verharren sie in der Lüge: indem sie sich hinter der Betrachtung des Positiven verstecken und dem Beiseitewischen des Negativen – als gäbe es das nicht.“
Anna Politkowskaja wurde am 7. Oktober 2006 vor ihrem Wohnhaus in Moskau erschossen - an Putins Geburtstag. Es liest Olga Konskaja.
Im Anschluss zeigt Andrej Nekrasov, der 2002 an der Volksbühne "Königsberg" und darin die Geschichte Litwinenkows inszenierte, einen Auszug aus seinem neuen Film "A Very Russian Murder": Ein Interview mit Anna Politkowskaja kurz vor ihrem Tod.
Mit dem Regisseur spricht Barbara Lehmann, Journalistin und Tschtschenien Expertin, über die Zustände im heutigen Russland: Gibt es einen russischen Sonderweg, der geduldet werden muss -sei es aus Rücksicht auf die westlichen Interessen, sei es als Kritik daran-, oder handelt es sich um die Irrwege eines autoritären Staates, dessen Dissidenten internationale Unterstützung brauchen?