Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Die Krise denken. Podiumsveranstaltung

Wenn die Finanzkrise vorbei zu sein scheint, liegt das auch daran, dass sie längst zur Krise aller gesellschaftlichen Verhältnisse und damit des alltäglichen Lebens selbst geworden ist. Mit überlieferten Unterscheidungen wie der von Finanz- und Realwirtschaft ist diese Krise schon deshalb nicht mehr zu fassen, weil unter postfordistischen Bedingungen nahezu alle Bereiche der Gesellschaft über den Finanzmarkt reguliert werden. Von ihm hängt der Zugang zu Bildung, Gesundheit, sozialer Sicherung ebenso ab wie die Bedingungen von Wissen und Öffentlichkeit und sämtliche Verhältnisse der Produktion und Reproduktion von Gesellschaft wie Subjektivität.
Was unterscheidet die erste große Krise des Postfordismus, deren Zeug_innen wir heute sind, eigentlich von denen des Fordismus? Ein Beispiel nur: Wir wissen, wie Arbeitskraft im Fordismus angewandt, wie sie zusammengesetzt war und ausgebeutet wurde, wie sie sich ihrer Ausbeutung widersetzt und entzogen hat – was aber ist heute unter Arbeitskraft eigentlich zu verstehen, wie bestimmt sich ihr Wert, woraus und wie zieht das Kapital heute seinen Profit? Und: Was haben die hier auszumachenden Unterschiede damit zu tun, dass viele einstmals erfolgreiche Widerstands- oder Organisierungsweisen heute nicht mehr tragen, sich erschöpft zu haben scheinen? Wo ist heute ein Proletariat zu finden, wie organisiert es sich, worum kämpft es, worum könnte es, worum müsste es kämpfen? Wie könnte es Autonomie gewinnen – wo hat es das schon? Und: Was bedeutet das für unsere eigenen Handlungsmöglichkeiten? Ohne dass wir „bei Null“ anfangen müssten, ist doch offenbar, dass diese Fragen mit einer am Fordismus gewonnenen, im Fordismus auch bewährten Kritik der politischen Ökonomie nicht zu beantworten sind. Das gilt ganz offensichtlich für links-keynesianische Ansätze, für solche der Marx-Orthodoxie, aber auch für die der Regulationstheorie.
Womit stattdessen zu arbeiten, welche Fragen, Begriffe, Entwürfe auf ihre Möglichkeiten zu erproben wären, das wollen wir am Freitag, dem 4. Februar mit Andrea Fumagalli, Sandro Mezzadra, Judith Revel und Thomas Seibert diskutieren.
Eine Veranstaltung der Interventionistischen Linken (Berlin). Gefördert durch die Rosa Luxemburg Stiftung.

  

http://www.dazwischengehen.org/

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