Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Die Kunst war viel populärer, als ihr noch keine Künstler wart!

von René Pollesch


Das Theater nimmt sich häufig der ganz großen Themen an. „Gier“ beispielsweise ist so ein Thema, mit dem das Theater auf die globale Finanzkrise zu reagieren versuchte. Doch die ganz großen Themen bekommen es jetzt mit der Universalisierung der ganz kleinen wie „Kreativität“ zu tun. Theaterkünstler sind mit dafür verantwortlich, dass Kreativität, Flexibilität, Eigenverantwortung die heute entscheidenden gesellschaftlichen Forderungen sind. Und dafür, dass die Figur des Kreativen als Kennzeichen eines „nouvel esprit du capitalisme“ gelten kann (Kreation und Depression, Menke/Rebentisch). Wer über diese Eigenschaften verfügt, kann nach Luc Boltanski die Möglichkeiten nutzen, die der projektbasierte Kapitalismus des 21. Jahrhunderts bietet. Flexibilität, Mobilität, Kreativität und Eigenverantwortung haben zwar noch nicht die Wucht und nicht die Zeitlichkeit wie Gier, Hass, Neid, Rache, Liebe, Tod, Schuld, Schicksal, da sie nur in einer kurzen Epoche wie dem interaktiven Theater offen ausgesprochen wurden, aber als Metatexte immerhin schon geraume Zeit vorher waberten. Dass die Theater vor der Kreativität als Thema immer noch zurückschrecken zugunsten von Themen wie z.B. der Gier, liegt daran, dass dort alle immer noch darauf trainiert sind, die Probleme so zu identifizieren, dass sie zurückgewiesen werden können.

  

Mit: Marlen Diekhoff, Christine Groß, Marc Hosemann, Silvia Rieger und Catrin Striebeck

Regie: René Pollesch
Bühne: Bert Neumann
Kostüme: Nina von Mechow
Licht: Frank Novak, Torsten König
Dramaturgie: Aenne Quiñones

Eine Koproduktion mit dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg

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