Gestern hat es gewittert, es lag den ganzen Tag in der Luft, das Gewitter; und ich hatte das Gefühl, als würden wir uns alle über den kommenden Wolkenbruch freuen. Eigentlich müsste es ja richtig heiß sein, und dann darf es erst so gewittern, wie es gestern gewitterte. Und weil alle Läden schon zu waren, wollten wir noch ein Bier auf dem Bordstein zischen. Auf dem Weg zum Bordstein lag eine abgerissene Theaterkarte auf dem Boden. Ich kannte den Titel des Stücks, hob sie auf und entdeckte auf der Rückseite eine Notiz. Da stand in einer feinen, sauberen Handschrift: »Und meine Einsamkeit endet glaube ich erst da, wo die Freiheit eines anderen aufhört.« Das musste der beste Satz aus dem Stück gewesen sein, sonst hätte die Person ihn nicht auf die Karte geschrieben. Den Satz wollte sie wohl mit nach Hause nehmen, doch jetzt hatte ich ihn in meiner Tasche. Wir liefen also auf der Straße, alle, die wir uns so gut kannten, und alle, die wir uns so mochten. Das waren wir, ne bunte Truppe, Stefan Kolbe, Stöpsel, Landei Flo und Konni, also eigentlich Konstantin, aber alle nannten ihn einfach Kool Konni. Ab und an hielten wir unsere Hände und schoben neben uns die Räder. Vollgestopfte Beutel geschultert, liefen wir an diesem Fluss entlang, an alten Bäumen und noch älter scheinenden Säulen. So muss es sich anfühlen, wenn man zusammengehört, so musste das Gefühl sein, wenn man nicht alleine ist. Und dann blitzte es in der Ferne, und dann immer näher, blitzten die Blitze, das Grollen, das Erschüttern kam näher, immer weniger Abstand zu uns. Es war wie in diesem Film, wo ein kleiner Junge versucht, gegen das Nichts zu kämpfen, also die Geschichte geht immer weiter und es wird immer mehr erzählt und es treten immer mehr Figuren auf, also sie ist unendlich diese Geschichte und doch steht das Nichts vor der Tür, es ist laut und blitzt und man hat Angst und ist traurig, wenn der kleine Junge, versunken in sein dickes Buch, alleine auf dem Dachboden seiner Schule hockt und nur mit dem Licht einer kleinen Kerze liest. Und die Musik wird auch traurig, und man denkt, nein jetzt nicht die Orgel, nicht die Streicher, nicht das Fagott. Aber dieser Musikeinsatz ist unausweichlich, wie der kommende Wolkenbruch, das Ende der schwülen Hitze, welche noch gar nicht da war. Es regnet in Gießbächen, und wir müssen rennen, um ein Vordach zu finden. Unter den Arkaden eines alten Museums stehen wir, und neben uns eine in schwarz gekleidete Geburtstagsgesellschaft, wir bekommen Bier und Sekt und es gibt auch Kalbsleberwurst. Vor uns eine Brücke, ein kleiner Roller mit zwei Personen fährt durch den Regen zur Mitte der Brücke, sein Scheinwerfer leuchtet auf das unruhige Wasser. Sie steigen ab und im größten Unwetter schauen sie auf die Stadt und umarmen sich. Verrückt denke ich: »Guck mal, die beiden sind extra hierher gefahren, um sich im Regen zu küssen, oder küssen die sich gar nicht?« Und du sagst: »Vielleicht haben die sich ja auch gerade getrennt.« Und das, was für mich wie Liebe aussah, das war vielleicht ein Abschied. Am nächsten Tag habe ich dann erfahren, dass dieser eine schöne Satz in dem Theaterstück gar nicht vorkommt.
Wie wäre es gewesen wenn. Wie wäre es wenn. Und wie es schließlich ist.
BUY THE TICKET, TAKE THE RIDE!
Drück auf die Tube, Baby! – eine zeitgemäße Lektion in Liebe, Verzweiflung und Größenwahn. Das Wiedersehen einer völlig verkorksten WG. Ein Abend über pseudointellektuelle Kids, traurige Girls und halbstarke Jungs. Ein indiskreter Blick hinter die Kulissen ihres Zusammenwohnens und ihrer Verhältnisse.
DIE SUCHE NACH DEM VERLORENEN EVENT UND EIN BEWEIS FÜR DIE UNANTASTBARKEIT DES REGENBOGENS.
E N J O Y AND D E S T R O Y!
Kommen Sie, jeder wird sich angesprochen fühlen!
Mit: Max Grosse Majench, Leonie Jenning, Luis August Krawen, Martha von Mechow, Vanessa Unzalu Troya, Jonathan Hamann und Judith Gailer
Regie: Jan Koslowski
Bühne: Something Fantastic
Kostüme: Svenja Gassen
Dramaturgie: Thilo Fischer
Assistenz: Elena Dorn
P14 - Leitung: Vanessa Unzalu Troya
GIF-Boy: Luis August Krawen