Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Du hast mir die Pfanne versaut, du Spiegelei des Terrors!

Ein Gesellschaftsspiel von René Pollesch mit Gästen


Am 7. Januar ist es so weit: René Pollesch stimmt uns gleich ein ins jungfräulich neue Jahr 2009 und zwar mit nichts Geringerem als mit folgenden Fragen:
Wie kam es dazu, dass er von einem Tag auf den andern aufhörte, mich zu lieben? Ich kann es mir nicht erklären. Es scheint auch keiner Logik zu folgen, also müssen wir es mit etwas zu tun haben, was auch die kommunistische Führung bewegt hat, den Übergang zum Kapitalismus zu unternehmen. Die großen Umwälzungen bringen einen vielleicht darauf, wie im Kleinen gedacht wurde.
Warum hast du aufgehört, mich so verliebt anzusehen? Und warum kann ich dich nicht umstimmen? Vielleicht komm ich so drauf! Das
ökonomische Geschehen ist anonym und lässt sich nicht in Worte fassen. Und wenn das Schicksal, das nun mal im Kapitalismus die Ökonomie ist, nicht zu uns spricht, und wir ihm deswegen nicht antworten können, und es sich nicht diskutieren lässt, und wir keine sms schicken können und fragen, warum wir verlassen wurden, weil auch die Liebe stumm ist, wie kommen wir überhaupt an eine Sprache heran?
In einer Gesellschaft, deren Medium nicht die Sprache ist, erfahren wir nur ein Schicksal, das nicht zu uns spricht. Der Kapitalismus ist prinzipiell stumm. Alles, was gesagt wird, wird nur daraufhin überprüft, ob es erfolgreich ist oder nicht. Er lässt sich da auch nicht umstimmen. Oder er lässt nicht mit sich diskutieren.
Die Liebe spricht nicht mit uns! Deshalb macht es auch keinen Sinn, ihr per sms Fragen zu stellen. Obwohl sie selbst dauernd welche verschickt. Und warum spricht sie nicht mit uns? Niemand kann mir vorwerfen, ich hätte nicht versucht, auf ein Schicksal zu antworten, aber warum spricht es nicht mit mir? Mit der Ökonomie lässt sich nicht diskutieren. Die Ökonomie, die im Kapitalismus Schicksal wird, weil sie der Kontext ist, der uns die Bedingungen diktiert, lässt sich nicht umstimmen. Das ist nun mal eine Gesellschaft, deren Medium das Geld ist und nicht die Sprache.

  

Mit: Brigitte Cuvelier, Christine Groß, Tina Pfurr, Trystan Pütter, Sarah Sandeh und anderen

Regie: René Pollesch
Chorleitung: Christine Groß
Bühne und Kostüme: Bert Neumann
Dramaturgie: Aenne Quiñones

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