Wo Faust, in der Tragödie ersten Teil vornehmlich in einer Schleife aus individueller Begierde und Genuss kreist, bricht Goethe die Figur im zweiten Teil an einer Vielgestaltigkeit an Motiven, historischen und mythischen Bezügen. Goethe, der sich zeitlebens gegen einen falschen Begriff von Individualität und sentimentalen Gefühlskult wendet, schält die Figur Faustens als eine Person heraus, die ihre spezifische Subjektivität in einem historischen und kulturellen Kontext zu lesen erlernt. Ein langer Weg, der den Protagonisten durch Jahrtausende und Kontinente führt bis er „vom falschen Streben des Individuums, das sich herrlich zeigen will“, wie Goethe schreibt „dem Ganzen und der Sache zuliebe sein eigenes Selbst zurücksetzt“.
„ Die Metaphysik des Faust ist nicht jenes strebende Bemühen, dem im Unendlichen die neukantische Belohnung winkt, sondern das Verschwinden der Ordnung des Natürlichen in einer anderen. …hat nicht das Stück in Stücken seine Weisheit daran, wie wenig mit sich selbst identisch der Mensch ist, wie winzig jenes „Unsterbliche“, das da entführt wird, als wäre es nichts? Die Kraft des Lebens, als eine zum Weiterleben, wird dem Vergessen gleichgesetzt. Nur durchs Vergessen hindurch, nicht unverwandelt überlebt irgendetwas. … Hoffnung ist nicht die festgehaltene Erinnerung, sondern die Wiederkunft des Vergessenen.“ T.W.Adorno
Silvia Rieger inszeniert die Größe dieses Vorhabens als Spiel für zwei Personen. Die Klarheit der dichterischen Komposition, die Schärfe von Metrik und Wortwahl durchatmen Torsten Königs Bühnenbild aus Licht.
Mit: Michael Klobe und Silvia Rieger
Licht / Bühne: Torsten König
Kostüme: Bert Neumann, Esther Friedemann
Dramaturgie: Dunja Arnaszus
Regie: Silvia Rieger