Istanbul gilt unter Insidern als das schwule Mekka Europas. Wie vereinbart die heutige Türkei die entstehenden Widersprüche zwischen metropolitischen europäischen Lebensstilen und dem deutlichen Zuwachs von traditionell-islamischen, religiös-konservativen Kräften innerhalb der Gesellschaft? In diesem Spannungsfeld sind die Protagonisten in Döndü Kilics Film „Das andere Istanbul“ angesiedelt: Schwule, Bi- und Transsexuelle unterschiedlicher Ethnien und sozialer Schichten. Güney, 28, hofft, eines Tages ein „echter orientalischer männlicher Bauchtänzer“ zu sein. Bis dahin verdingt er sich als Transvestit in einem Pornokino. Mert, 40, wird Istanbul verlassen. Als junger Mann kam er in die Großstadt, nachdem seine Familie von seinem Schwulsein erfahren hatte. Auch Bawer, 25, will reinen Tisch machen. Der charmante, wortgewandte Lügner gab gegenüber seinen Eltern vor, mit seiner guten Freundin eine Beziehung zu führen. Der Film erzählt episodenhaft vom Leben dieser Männer in einer schwulenfeindlichen Gesellschaft und deren Auseinandersetzungen mit der türkischen Staatsmacht, dem Militär, ihren Familien – und vor allem mit sich selbst. Gezeigt wurde der Film auf der diesjährigen Berlinale in der Reihe Panorama. Im Großen Haus nun öffentliche Premiere.
