„Es beginnt mit dem Lachen der Kinder. MATERIAL besteht aus solchen Bildern der letzten zwanzig Jahre. Ein Teil davon sind Bilder, die ich selbst gedreht habe: 1988, während Fritz Marquardts Inszenierung von Heiner Müllers „Germania Tod in Berlin“. Interessiert hat mich die Wirklichkeit, das Dazwischen, die Auseinandersetzungen zwischen Bühnenbildner und Regisseur vor dem Modell, um das Verhältnis zwischen Zuschauer und Bühne, zwischen oben und unten. Interessiert hat mich die Quälerei und die Ernsthaftigkeit. Dann demonstrierten eine Million Menschen in Berlin auf dem Alexanderplatz. Ich hatte mich mit einem Transparent ans Rednerpult gebunden und gedreht. Die Gesichter des Volks. Wenig später im Dezember standen eines Nachts erst Wärter, dann Gefangene, zu Sprechern gewählte Langstrafer der Strafvollzugseinrichtung Brandenburg vor der Kamera und jeder sagte, was ihm jetzt wichtig zu sagen war. Dann, in der neu gewählten Volkskammer, erklärten sich in den letzten Tagen der DDR Abgeordnete als Mitarbeiter des MfS bis die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde. Bilder von den späten achtziger Jahren in der DDR bis in die unmittelbare Gegenwart des Jahres 2008 in Deutschland. Das, was übrig geblieben ist, belagert meinen Kopf. Darin setzen sich all diese Bilder immer wieder neu zu etwas anderem zusammen, als zu dem, für das sie ursprünglich gedacht waren. Sie bleiben in Bewegung. Sie werden Geschichte. Das Material bleibt unvollständig. Es ist, was ich aufgehoben habe, was mir wichtig blieb. Mein Bild.“ (Thomas Heise)
„Material“ ist eine Restesammlung von bisher unveröffentlichtem filmischen Material aus den Jahren der Wende, Material, das zu wichtig zum wegschmeissen ist. Eine Zeit-Raum-Geschichte mit Sätzen, Bildern, Geschichten und Erinnerungen, die durch ihre Komposition zu einem dokumentarischen Meisterwerk geworden ist.
Material (D 1988-2009 166 min. s/w und Farbe) Buch und Regie Thomas Heise // Kamera Sebastian Richter, Peter Badel, Thomas Heise, Jutta Tränkle, Börres Weiffenbach // Ton Uve Haussig // Jürgen Schönhoff, Robert Nickolaus, Maxim Wolfram // Schnitt René Frölke // Mischung Robert Jäger // Produzent Heino Deckert
Eine ma.ja.de. filmproduktion in Koproduktion mit Thomas Heise und dem ZDF in Zusammenarbeit mit ARTE. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
Kinostart 14. Mai 2009 // www.deckert-distribution.com