Als Höhepunkt des Filmprogramms zum „Gipfel der Integration“ hat am 20. Mai „Kurz davor ist es passiert“ Premiere, ein eigenwilliger Film zum Thema Frauenhandel und zur Lebensrealität von illegalisierten Migrantinnen, der dokumentarisches Material und explizite Inszenierung verschränkt.
"Kurz davor ist es passiert" ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem globalen Phänomen des Frauenhandels. Anja Salomonowitz wählt einen ungewöhnlichen Zugang zum Thema: ihr Film basiert auf realen Erzählungen gehandelter Frauen, aus denen die Regisseurin ein dokumentarisches Drehbuch erarbeitet hat. Die Geschichten werden nicht von SchauspielerInnen, sondern von Menschen nacherzählt, die mit den Ereignissen und Orten des Films in einer Beziehung stehen könnten: ein Zöllner, eine Dorfbewohnerin, ein Bordell-Kellner, eine Diplomatin und ein Taxi-Chauffeur. Das hat den Effekt, dass im Kopf des Zuschauers immer zwei Filme ablaufen: der, den man auf der Leinwand sieht, und der, den man im Kopf sieht. Ein ganz einfacher, aber ziemlich genialer Kunstgriff, der den Film davor bewahrt, didaktisch oder betroffenheitsselig zu werden.
Der Film erhielt den Wiener Filmpreis auf der Viennale 2006 und den Caligari-Preis auf dem 57. Internationalen Forum des Jungen Film der Berlinale.
Im Anschluß ein Gespräch zwischen Anja Salomonowitz (Wien, Filmemacherin, realisiert politische Dokumentarfilme an der Grenze zwischen Fiktion und Dokumentation.) und Nanna Heidenreich (Berlin, Projektleitung bei arsenal experimental. Arbeit im Bereich Visuelle Kultur / Migration / Rassismustheorien. Gehört zu Kanak Attak.)