Das Filmemacherinnen-Kollektiv Hangover ltd. arbeitet beständig an der Idee der Kommune. Gemeinsam sind Christine Groß, Sophie Huber, Ute Schall und Tatjana Turanskyj für Schauspiel, Kamera, Schnitt, Script, Musik und Produktion verantwortlich und entziehen sich allein schon damit ganz bewusst dem Film-Mainstream. Mit ihrem vierten Film „Korleput“ etablieren sie eine ganz eigene Filmsprache zwischen Theater und Film, politisch-philosophischen Diskursen, insbesondere der Gender-Studies, und hoher darstellerischer Intensität mit überraschender Gestaltung. In den Wäldern Mecklenburg-Vorpommerns steht das alte Forsthaus „Korleput“, das in ein Bordell für Frauen umfunktioniert wurde, ein nostalgischer Ort an der Peripherie vom Alltag und Chaos der Wirklichkeit. Nostalgie ist Teil des Bordellkonzepts; hier werden nicht nur Sex, sondern auch große Gefühle gekauft und als bürgerliche Rituale inszeniert. Die Umkehrungen geschlechtsspezifischer Verhaltensmuster sind zentrale Momente des Films: Analog zu einer Vergangenheit, in der Männer aus einengender Bürgerlichkeit in den vermeintlich befreienden Puff flohen, flüchten Frauen, als die Siegerinnen einer ökonomisierten unsentimentalen Zukunft, in die gekauften Vorstellungswelten bürgerlicher Rituale – Sex inbegriffen. Die Möglichkeit der Existenz eines Bordells für Frauen ist ein Zeichen für ihre gestärkte Position in einer Gesellschaft, in der Beziehungen mehr und mehr funktionalisiert sind.
Mit Margarita Broich, Inga Busch, Christine Groß, Thorsten Heidel, Sophie Huber, Dylan de Jong, Mark Kleine, Nina Kronjäger, Martha von Mechow, Angelika Sautter, Volker Spengler, Laura Tonke, Bastian Trost, Tatjana Turanskyj.