Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Gefühlssache Revolution

Oratorium (Uraufführung) / Schlacht / Revue mit der Bolschewistischen Kurkapelle Schwarz-Rot, Berliner Chören, Orchestern und bekannten Künstlern


Wie alt wird eine Revolution, bevor sie stirbt? Oder lieber gleich Schritt für Schritt ins Paradies? Ist Musik demokratischer als Geld? Es ist eben doch ein bisschen Gefühlssache, das Ding mit der Revolution. Kapitalismus und Globalisierung setzen aufs Individuelle. Der Mensch folgt dem, schreibt sein Tagebuch und gut. Der Held des ersten Teils, ein Tenor erkennt: Einsame Reflexion reicht nicht, im Handeln mit anderen liegt die Zukunft.

Mit der Uraufführung des Oratoriums „Das ausgehende 20. Jahrhundert“ (Komposition: Frank Keding, Text: Heinz Havemeister) wird eine längst vergessene Musikform wieder auf die Bühne gebracht. Berliner Chöre und sinfonische Blasorchester bilden ein Ensemble der Werktätigen. Die Sänger Nino Sandow, Dirk Kleinke und Stephan Bootz aus dem klassischen Fach besingen den unendlichen Blick auf das Innere des Helden.

Aus Familienmitgliedern werden Blasverbände auf der Suche nach einem Leben hinter dem Stillstand: Die Kehrseite, die Trennung der Revolutionäre im zweiten Teil wird anfänglich von der proletarischen Musik Hanns Eislers bestimmt. Kunst– und Themenvideos/Fotos deuten im Kampf der Bilder das Bühnengeschehen. Es folgt ein musikalischer Wettkampf US-amerikanischer Unterschichtenmusik, eine Konfrontation zwischen alter und neuer Protestmusik. Die Bolschewistische Kurkapelle und der Rapper Gauner treten an. Aus Gut wird Böse und umgekehrt. Die Revolution im Kampf mit sich selbst.

„Der Rote Trash“, ein lebendiges Revuespektakel mit rockigen Lieblingsprotestsongs führt den Abend ins Finale. Es flutet Blas- und Gitarrenmusik in die Herzen der Zuschauer, die Revolution im roten Nirwana, u. a. mit Yuriy Gurzhy, Simon Wahorn, Mad Milian von RotFront, Winnie Böwe und Rummelsnuff.

Die Bühne entwirft Andrea Pichl. Wechselnde Großprojektionen von menschenleeren Plätzen auf den Bühnenhorizont sind zu surrealen Konstrukten digital verfremdet. Die Künstlerin zeigt Ausschnitte architektonischer Highlights in Wohnsiedlungen Pariser Banlieues, ergänzt von Darstellungen ruinöser sozialistischer Monumentalbauten aus Osteuropa. So lässt sie den großen Chor und das Orchester vor diesem überdimensionalen Hintergrund zwischen Bühnenraum und ebenso symmetrisch angeordneten Aufbauten aus Baustellenelementen agieren.

Die Revolution wird als Schotter der Geschichte in Bildern über mehrere Generationen in der Musik weiter getragen, von Hanns Eisler bis zu Ton Steine Scherben: „Mut zur Lücke! Arbeit formt alles, außer Schnee!“ (Havemeister).

Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.

  

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