Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Helden des 20. Jahrhunderts

Ein Hysterienspiel mit Puppen


Adenauer / Alexej Nicolajewitsch / Ali / Anastasia / Arafat / Attatürk / Ben Gurion / Best / Blondie / Brecht / Che / Chrustshow / Churchill / Darwin / Einstein / Fidel / Franco / Franz Joseph / Freud / Fritz / Gagarin / Gandhi / Gerhard / Goebbels / Gorbatschow / Hemingway / Hirohito / Hitler / Honecker / Laika / Jackie / JFK / Khomeini / Kohl / Kuckuck / / Lenin / Lennon / / Lutz / Luxemburg / Majakowski / Malcolm X / Mandela / Mao / Maria Nikolajewna / Marilyn / Marlene / Martin / Marx / Matthias / Mickey Mouse / MLK / Mussolini / Nikolaus II / Nixon / Olga Nikolajewna / Ono / Oppenheimer / Pionier / Pioniermädchen / Rike / Roosevelt / Stalin / Steffi / Suse / Swetlana / Tatjana Nikolajewna / Trotzki / Ulbricht / Unbekannter Soldat / Victoria / Von Braun / Wilhelm II Geschichte wird von Hand betrieben. Dazu gibt es Helden. Helden unter¬scheiden sich von den Massen dadurch, dass sie zur rechten Zeit am rechten Ort sind, wohingegen Heilige zumeist an zwei Orten zugleich sein müssen und Massen sich normalerweise dort aufhalten, wo es etwas umsonst gibt. Helden verkörpern Ideen. Freud, Marx und Darwin zum Beispiel, die Überväter des zwanzigsten Jahrhunderts. Und an diesem Abend trifft Freud auf Hitler, Marilyn auf Mao, Ghandi auf Gargarin und Trotzki auf Theresa (Mutter). Das 20. Jahrhundert begrüßt erregt die Technik und verfällt bald darauf in Fortschrittsdepression. Es ist das Jahrhundert der beginnenden Skepsis gegenüber Sprache und Literatur; das Jahrhundert der Ikonenbildung, das seine Helden auf T-Shirts und Poster druckt; und nicht zuletzt das Jahrhundert der Prominalisierung und Verprollung unseres Alltags im Maßstab eins zu drei mit Livemusik. Laut den Mitautoren Jürgen Kuttner und Stefan Schwarz endet jeder Ver¬such, dieses Jahrhundert zu beschreiben, in eklektisch-reflexionslos zusammengenagelter Willkür; aber einer muss es ja tun. Die Helden des 20. Jahrhunderts klären auf. Endgültig. Ahnenkult als aktive Geschichts¬schreibung im Sinne Leopold von Rankes: „Ich aber behaupte: jede Epoche ist unmittelbar zu Gott, und ihr Wert beruht gar nicht auf dem, was aus ihr hervorgeht, sondern in ihrer Existenz selbst. Dadurch bekommt die Betrachtung der Historie, und zwar des individuellen Lebens in der Historie, einen ganz eigentümlichen Reiz, indem nun jede Epoche als etwas für sich Gültiges angesehen werden muss und der Betrachtung höchst würdig erscheint.“ Berliner Premiere am 24. März 2005
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