Zwölf Häftlinge aus Auschwitz-Birkenau werden im drei Kilometer entfernten Stammlager zu Krankenpflegern ausgebildet. Unter ihnen Tadeusz, eigentlich Literaturstudent. Er soll lernen, wie man steril eine Blinddarmoperation durchführt und Phlegmonen behandelt, um seine Mithäftlinge zu heilen und die Sterblichkeit im Lager zu senken. Alltag in Auschwitz. In den Briefen an seine Freundin Maria, die im Frauenlager in Birkenau verblieben ist, berichtet Tadeusz von diesem Alltag, vom Blick aus dem Fenster, von dem man das „Kremo“ nicht sieht, von Boxkämpfen und Orchesterkonzerten, vom Kampf um die Habseligkeiten der neu angekommenen Häftlinge, vom Lagerbordell und vom Tauschhandel. In seinen Briefen hält er Zwiesprache mit der Geliebten – Sprache als Möglichkeit, in dem Normalität suggerierenden Wahnsinn des Lageralltags seelisch zu überleben. „… verlier nicht den Mut, wenn es Dir schlecht geht. Denn von diesem Lager, dieser Zeit des Betruges werden wir vielleicht einmal den Lebenden Bericht erstatten und die Toten verteidigen müssen.“
Für seine Inszenierung begab sich Regisseur Kai Grehn auf Soundrecherchen in die Gedenkstätten Auschwitz und Auschwitz-Birkenau.
Tadeusz Borowski…………Vincent Leittersdorf
Maria………………………Patrycia Ziolkowska
Abramek …………………Otto Mellies
Witek ………………………Andreas Schmidt
Häftling 27 000 ……………Sven Plate
Soundrecording, Bearbeitung und Regie Kai Grehn
Tadeusz Borowski, geb. 1922, studierte Polonistik an der Untergrund-Universität Warschau. 1943 wurden er und seine Frau Maria nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Nach dem Krieg arbeitete er u. a. als Korrespondent in Berlin. 1951 nahm er sich das Leben. Borowski war einer der ersten, der in Gedichten und Erzählungen, wie Die steinerne Welt. Abschied von Maria. Bitte, die Herrschaften zum Gas, die Erfahrung der Konzentrationslager literarisch aufarbeitete.
Anschließend Gespräch mit Vincent Leittersdorff, Kai Grehn und der Dramaturgin Juliane Schmidt
Moderation: Dunja Arnaszus