Die Kraft klanglicher Imagination, emotionale Tiefenbohrung, zerbrechliche Intimität und die Beschwörung von Archetypen prägen diesen Konzertabend, an dem King Midas Sound und Fennesz ihre neue Kollaboration präsentieren und Lucy erstmals seine neue No-Laptop Live-AV-Show mit Ignazio Mortellario und Jon Jacobs vorstellt. Blues-Mutationen aus einer Zukunft ohne Hoffnung treffen auf ozeanische Klangmeditationen und überwältigende Soundwogen.
Ihr großartiges Hyperdub-Debüt, Waiting for You, etablierte King Midas Sound 2009 schnell als Vorreiter düsterer und schleppender Mutationen hypnotischen Dubs. Das Trio besteht aus Kevin Martin (The Bug), Vokalistin Kiki Hitomi und Sänger/Poet Roger Robinson, die ihren Sound treffenderweise als „My Bloody Valentine in Dub“ bezeichnen. Kaum passender ließe sich auch der Sound ihrer 2013er EP Aroo beschreiben. Im Anschluss an Kevin Martins neustes Album, das massive Angels & Devils, hat der mittlerweile in Berlin lebende Künstler nun zusammen mit dem renommierten Wiener Gitarristen und Elektroniker Christian Fennesz ein Album eingespielt, das Ende 2015 unter dem Titel Edition 1 erschienen ist. Es ist der erste Teil von Kevin Martins neuem Editionsprojekt für Ninja Tunes, bei dem für jede Veröffentlichung neue Zusammenarbeiten initiiert werden sollen. Auf seinen zahlreichen Veröffentlichungen auf Labeln wie Editions Mego und Touch hat Christian Fennesz ein dichtes Zusammenweben von elektronischen und akustischen Klängen zu ausgreifenden, kraftvoll melancholischen Klanglandschaften zur Meisterschaft gebracht. Die Zusammenarbeit von King Midas Sound und Fennesz beglückt die Hörer mit „halluzinatorischen Klanggedichten über Schmerz, Verzweiflung, Verschwinden und Verdrängung“. Martins und Fennesz Soundentwürfe werden dabei durch die sich perfekt ergänzenden grundverschiedenen Stimmlagen von Robinson und Hitomi umspielt und herausgefordert. Cosmic Blues trifft auf Sirenengesänge.
Mit einem Auge den Dancefloor fest im Blick und dem anderen in abstraktere Gefilde schauend, ist Lucy einer der experimentierfreudigsten Künstler im Bereich dunkler und rauer Clubmusik. Auch mit seinem Label Stroboscopic Artefacts, auf dem er Arbeiten von Künstlern wie Kangding Ray, Dadub, Rrose oder Xhin herausbringt, schiebt er die Möglichkeiten von Techno beharrlich immer weiter in imaginativ-evokative Gefilde. Lucy verweigerte sich bereits auf seinem Debüt Wordplay for Working Bees 2011 der genreüblichen 4/4-Formel und erschuf sich damit eine Blaupause für seine Herangehensweise, die er mit „Präzision und Exploration“ umschreibt. Mit seinem neuen Album Self Mythology, das Lucy an diesem Abend erstmals vorstellt, schlägt er nun abermals neue Pfade ein. Elektronik, Flöte, Stimme und eine von Lucys Bruder Ignacio Mortellario, der auch für die visuelle Identität von Stroboskopic Artefacts verantwortlich zeichnet, entwickelte Videoinstallation beschwören das Spannungsfeld zwischen Außen- und Innenraum und entführen auf eine psychedelische Reise in der archaische Landschaften und synthetische Welten, persönliche Hoffnungen und Ängste sowie kollektive Träume und Albträume ineinander fallen.
Tickets kosten 22,- Euro bzw. 18,- Euro (ermäßigt).
King Midas Sound / Fennesz - 'Waves' from Ninja Tune on Vimeo.