«Unjust wars, money being spent, the rightwing press’s anti-immigration rhetoric, Tory fucking shite that they’ll never admit to. But we try and fit all that into a pop song.» – So erklärte G Hastings kürzlich dem Observer die Musik seiner Band. Politik und Pop? Geht das überhaupt / wieder / noch? Die drei Young Fathers kommen aus Edinburgh, sie kommen aus Schottland, aus dem Vereinigten Königreich, aus Liberia, Ghana, Nigeria und den USA. Sie kennen sich seit sie 14 sind, aus einem Jugendclub, zwei Schwarze, ein Weißer, drei Geschichten, eine Band. Die in Eigenregie veröffentlichten Alben „Tape One“ und „Tape Two“ fanden in 2013 über das anti-konventionelle Hip-Hop-Label Anticon den Weg in eine breitere Öffentlichkeit, darauf findet sich auch „I Heard“, ein Soul-Hit in low fidelity. Es folgen: 140 (!) Konzerte alleine in 2014 und DEAD, ein neues Album, ein Meisterwerk, das beim Mercury Prize überraschend FKA Twigs und Damon Albarn auf die Plätze verweist. Mitten im Award-Rummel Ende des letzten Jahres mietet sich die Band in einen frostigen Keller in Berlin-Wedding ein, um den nächsten Streich zu komplettieren. „White Men Are Black Men Too“ wird das nächste Album heißen, ein schlaues Statement, das gleichsam plakativ, provokant und doch schwer zu fassen ist. Neu, anders, verwirrend und irgendwie richtig, so müsste man wohl auch die Musik der drei Schotten beschreiben. Dabei wird auf dem neuen Album ein Sticker mit der Aufschrift „File under Rock and Pop“ kleben. Eine feiste Untertreibung angesichts der endlosen Zutaten, die dem Rezept der Band zugeschrieben werden: Hip Hop, Soul, Dub, Rave, R’n’b, es ist ein Schritt raus aus den Nischen, rein ins „Für Alle“, den Young Fathers mit ihrem neuen Album vollziehen.
Molly Nilsson ist die tollste Alleinunterhalterin der Stadt. Wenn die ehemalige Garderobenfrau des Berghains den CD-Player einschaltet und zum Mikrofon greift, erlischt das Gemurmel. Männer und Frauen himmeln sie gleichermaßen an. Die Diskokugel steht still, wenn ihr silbernes Haar den Raum erhellt. Fünf Alben hat die Schwedin in Neukölln auf ihrem eigenen Label Dark Skies Association veröffentlicht. Die ersten Exemplare kursierten noch auf gebrannten CDs. Molly gibt keine Interviews, sie trägt schwarz und ist viel auf Reisen. Eine unnahbare Performerin ist sie. Bewegungslos steht sie im Rampenlicht, tief ihre Stimme, billig die Beats. Camp ist das, wie es campiger nicht sein könnte. Molly Nilsson ist die Diva im Dispo, der Herzschmerz ist echt, das Spektakel selbstgebastelt.
Tickets kosten 18,- Euro bzw. 14,- Euro (ermäßigt).
Young Fathers
Torstraßen Festival
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