Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Ich schau dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang!

von René Pollesch


Mabuse...? Mabuse...? War das nicht dieser Spieler in der Weltwirtschaftskrise? Und was machen die Spieler in der Weltwirtschaftskrise? Die Krise der Finanzmärkte hat hier völlig irrationale Turbulenzen ausgelöst, und mein Körper befindet sich noch in Unkenntnis des Desasters! Ich vermutete hier die Ereignisstürme im gegenwärtigen Finanzgeschäft… Nun ja, man kann jetzt nicht gerade sagen, dass das hier jetzt Ereignisstürme wären. Es gibt eigentlich nichts anderes als Passivität oder Askese. Aber die Finanzkrise ist eine turbulente Verwechslungskomödie. Es ist die ehrliche Überraschung über das Irrationale in einer Umgebung reiner Rationalität. Aber was wird denn hier verwechselt? Es ist doch überhaupt nichts da! Es ist absolut nichts zu sehen. Das riecht nach Marktfundamentalismus! Und geht auf die Chicagoer Schule zurück. Der Motor der kapitalistischen Ökonomie beruht auf einer selbstbezüglichen Kommunikation. Hier beziehen sich Preise nicht auf Waren, sondern selbst wieder auf Preise, was schließlich nicht in der Repräsentation, sondern in der De-Präsentation von Welt kulminiert. Zur Verwechslungskomödie gehört, dass hier Solvenz und Insolvenz das gleiche sind, Betriebsamkeit und Askese, die Unterscheidung von realen und fiktiven Werten obsolet wird, und zwar spätestens seit das Kreditgeld aus einer Schöpfung aus Nichts besteht. Im Spieler spannt sich die Tragödie zwischen den Polen Vorstellung und Wirklichkeit, die beide gleichzeitig in die Katastrophe führen.
(René Pollesch)

  

Mit: Fabian Hinrichs

Text und Regie: René Pollesch
Bühne und Kostüme: Bert Neumann
Licht: Frank Novak
Dramaturgie: Aenne Quiñones

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