Wer das Theater liebt, darf das Theater hassen.
Damit das Theater bleiben kann, was es war, muss es sich ändern. »Theater hassen« ist eine Streitschrift gegen und für das Theater, eine Totenrede und ein Liebesbrief, eben Ausdruck einer dramatischen Beziehung.
Fahle Gespenster schleichen über die Bretter, die früher die Welt bedeuteten, heute aber nur mehr morsch knarzen. Das Theater verrennt sich in einer Nische, die niemanden interessiert. Verzweifelt holt es Flüchtlinge auf die Bühne oder zwingt die Zuschauer zum Mitmachen. So verkommt es zum Kabarett und zum Kindergarten. Außerdem ist es enorm unpraktisch: abhängig von Subventionen, trotzdem teuer, unverwandt elitär, nur heuchlerischer als früher, unbequem – weder kann man Popcorn essen noch auf die Toilette gehen. Es gibt jede Menge Gründe, das Theater zu hassen. Man ist es ihm sogar schuldig, besonders, wenn man es liebt.
Jan Küveler, 1979 geboren, lebt in Berlin und leitet im Feuilleton von »Welt« und »Welt am Sonntag« das Theaterressort. In den Nullerjahren hielt er sich zu Studienzwecken in New York auf. Seine Doktorarbeit über jugendliche Romanhelden, die sich der Reife verweigern, litt lange selbst unter Entwicklungshemmung. Inzwischen ist sie fertig.
Tickets kosten 6,- Euro.