„Alle machen gerade ‚Jesus Christ Superstar’ – wegen Gott.“
„Wenn ich im Garten bleibe, sehe ich vielleicht, wie zwei alte Freundinnen am Gartenzaun halt machen, und man unterhält sich zwei Stunden und danach denkt man, genauso kaputt wie bei diesem Gespräch war man auch früher, als man die Liebe nicht hatte. Hätte man dabei Drogen genommen und geraucht, dann hätte man wenigstens sich selber genießen können. Oder ich bleibe nicht im Garten, sondern treffe eine Praktikantin, die ich das letzte Mal sah, als jemand mit einem Prestigeberuf dachte, man könnte sein Kackaussehen damit kompensieren und jemanden wie sie flachlegen. Die checken das eben nicht, dass das nicht geht. Obwohl sie doch andererseits wissen: „Mich Stück Scheiße, wie soll man mich denn lieben können?“ Was sagt uns das, dass die Leben so oder ganz anders hätten verlaufen können? Irgendwas ist ja dran an diesem Gedanken, dass uns banale Entscheidungen da hin oder da hin werfen können, obwohl wir ja wissen, dass wir 60 Jahre später, wenn wir unsere High Heels wegwerfen, ganz genau wissen, dass es nur den einen Strang gab, der uns hätte glücklich werden lassen können. Nur den einen. Weil eben eine Ewigkeit in der Zeit nur mit diesem Zufall hinzukriegen ist, mit diesem ‚fast nichts’. Aber das ist es dann eben: die Ewigkeit. Der Zufall und die Ewigkeit, die hängen auf diese Art zusammen. Oder ich begegne Niemandem und frage mich stattdessen, warum ist man überhaupt gegen diese Verlusterzählungen? Man müsste das doch annehmen können, weil man so in der Welt ist. Man müsste sein Schicksal doch lieben können. Oder man denkt, man könnte doch auch etwas ändern an den Verhältnissen um einen herum, die sind doch nicht einfach da. Stattdessen war ich im Fitnessstudio und denke: Alle trainieren, denn alleine hält man den Stillstand nicht aus. Dann ist eben nichts mehr da, wenn die Liebe weg ist. Und dann muss man ohne Glück weiterleben. Dann geht das Leben eben einfach so weiter. Das ist dann einfach die Rest-Zeit-Story.“
Spieldauer: 1 Stunde 20 Minuten
Mit: Fabian Hinrichs
Tanz und Choreographie: Nina Baukus, Rebekka Esther Böhme, Uri Burger, Nikos Fragkou, Jessica Kammerer, Denise Noack, Tobias Roloff
Text und Regie: René Pollesch
Bühne: Bert Neumann
Kostüme: Tabea Braun
Licht: Frank Novak
Ton: Tobias Gringel, William Minke
Souffleuse: Katharina Popov
Dramaturgie: Anna Heesen