Kaum ein Name war zur Jahrtausendwende so eng mit dem Hype um die Berliner Musikszene verknüpft wie seiner: Als Mitbegründer von Kitty-Yo trug Patrick Wagner maßgeblichen Anteil am Aufstieg von Künstlern wie Peaches, Tarwater, Gonzales, Rechenzentrum oder Raz Ohara. Der Zusatz G.a.G (»Größer als Gott«), mit dem er elektronische Post zu unterzeichnen pflegte, waren deutliche Hinweise auf ein Sendungsbewusstsein, in dem Vision und Größenwahn einen faustischen Pakt eingegangen waren. Seit seinem Ausstieg bei der einstigen Vorzeigefirma bohemistischer Kleinunternehmerkultur und der Gründung von Louisville Records, das er mittlerweile gemeinsam mit seiner Gattin Yvonne betreibt, schlägt Wagner moderatere Töne an und konzentriert sich auf die behutsame Entwicklung eines klugerweise weitaus weniger am Berliner Lokalgeschehen orientierten und weiterhin absolut geschmackssicher ausgewählten Labelrepertoires. Zur Feier des dreijährigen Bestehens von Louisville Records laden die Wagners zu einem Mini-Festival mit vier Bands aus drei Ländern: Jeans Team, Elder Statesmen der selbstorganisierten Musikszene in Berlin-Mitte, verstehen sich seit jeher auf scharfzüngigen Elektro-Pop, der seit ihrem letzten Album „Kopf auf“ verstärkt um akustischen Instrumente erweitert worden ist. Naked Lunch aus Klagenfurt durchleiden die emotionalen Höhen und Tiefen einer filigran auskomponierten und kunstvoll arrangierten Songwritermusik, die nicht selten apokalyptische Obertöne trägt. Das aus Arschwil, einem Kuhdorf in der Nähe von Basel stammende Trio Navel, bekannt aus dem Soundtrack zu dem Film „Stadt als Beute“ spielen Punkrock, der keine Gefangenen nimmt. Jolly Goods, zwei Trash-Pop-Girls aus Rimbach in der Oberpfalz, sind das neueste Signing von Louisville Records und begeistern mit lakonischem Low-Fi-Beat, der stilistisch irgendwo zwischen Beat Happening und den White Stripes angesiedelt ist.
