Theater für Kinder und Heranwachsende findet sich zusehends zwischen allen Stühlen wieder, egal ob es auf etablierten Bühnen oder von freien Gruppen produziert wird. Von künstlerischer Seite wird es mehr als pädagogisches Angebot belächelt denn als eigenständige Kunstform auf gleicher Augenhöhe wahrgenommen. Und trotz der Flut von NachwuchsdramatikerInnen sind spannende neue Stücke für Kinder und Jugendliche eher Mangelware: Kindertheater und Avantgarde scheinen sich auszuschließen. Auch in der Förderlogik der öffentlichen Hand werden die Bühnen „für die Kleinen“ systematisch mit niedrigeren Summen bedacht. Und die stiefmütterliche Behandlung in den Feuilletons erhärtet den Verdacht, es handele sich um Theater zweiter Klasse.
Doch auch die Pädagogen fremdeln zunehmend
mit dem Bildungsort Theater: Immer weniger Schulklassen finden den Weg in den Zuschauerraum. Und die Kluft zwischen den Ansprüchen der Theatermacher nach kritischer Auseinandersetzung und dem Wunsch der Lehrerschaft nach unterhaltsamer, leichter Kost wird immer größer. Vor diesem Hintergrund bedarf es einer grundsätzlichen Debatte über Rolle und Funktion von Theater für Kinder und Jugendliche. Wo liegen die Chancen und Herausforderungen dieser Kunstform im Spannungsfeld zwischen Bildungsangebot und Kulturbetrieb? Welchen Stellenwert hat Theater für Kinder und Jugendliche bei denen, für die es gemacht wird? Wie unterscheidet es sich von anderen kulturellen Bildungsangeboten? Sollen Theaterbesuche als Pflichtveranstaltung fester Bestandteil des Unterrichts werden? Oder braucht es Allianzen jenseits der Institution Schule, um Kinder nachhaltig für die Bühne zu begeistern?
mit:
Volker Ludwig, GRIPS Theater
Barbara Meyer, Künste & Partner
Uta Plate, Theaterpädagogin, Schaubühne
Wolfgang Stüßel, Theater Strahl
Doris Weber-Seifert, JugendKulturService
Moderation:
Alice Ströver, MdA, kulturpolitische Sprecherin
Der Kultursalon ist die kulturpolitische Veranstaltungsreihe der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus. Er findet seit 1994 im Roten Salon der Volksbühne statt. In Anlehnung an die Tradition der Salonkultur werden
unter diesem Motto aktuelle Themen der Berliner Kulturpolitik mit ausgesuchten Gästen aus der Praxis und der interessierten Öffentlichkeit diskutiert.
Eine Übersicht aller Themen der Kultursalons Nr. 1 bis 52 findet sich unter www.alice-stroever.de.
