Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Kultursalon 55 - Bündnis 90/ Die Grünen

Unerhörte Musik! Wie steht es um die Neue Musik- und die Jazzszene?


In keiner Stadt in Europa hat sich die experimentelle Musik seit so langer Zeit etabliert und entwickelt wie in Berlin. Zahlreiche junge MusikerInnen der nationalen und internationalen Musikszene kommen nach Berlin, werden hier erstmalig vorgestellt und können sich hier erste Sporen verdienen. Anspruchsvolle Veranstalter aus aller Welt finden die interessantesten Akteure auf Festivals, die in Berlin stattfinden. Das internationale Renommee der vielfältigen Musikszene dieses Bereichs ist hoch. Dennoch ist gerade diese Szene in Berlin weder von den Medien noch von der Politik ausreichend beachtet. Mit dem Geld verdienen ist nicht viel los, denn oft genug wird „auf die Tür verdient”, also abhängig von den Besucherzahlen bei den Veranstaltungen.
Obwohl die Szene faktisch und ihrem Selbstverständnis nach extrem ausdifferenziert ist, sind doch von der Neuen Musik über den Free Jazz und die improvisierte Musik bis zum Bereich experimenteller elektronischer Unterhaltungsmusik die Problemle vergleichbar. Das jährlich in Berlin stattfindende Jazzfest sieht sich immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, neuen Ausdrucksformen neben dem „klassischen“ Jazz zu wenig Beachtung zu schenken. Das ist misslich, denn dorthin fließt das Geld des Bundes. Die öffentliche Förderung des Landes Berlin für all diese Musikrichtungen ist hingegen marginal. Und auch die politische Beachtung geht gegen Null. Aber gerade ungewohnte Musikfarben können nicht ohne Weiteres darauf hoffen, dass private Sponsoren hier in die Lücke springen. Der Grundsatz: Fördern, was es schwer hat, gilt für avantgardistische Musik leider nicht. Liegt dies an der elitären Selbstausrichtung, der ein großer Teil des Publikums nicht mehr folgen kann? Ist es der Unwillen der öffentlichen Verwaltung und der politisch Verantwortlichen, ein offenes Ohr für musikalische Entwicklungen zu haben und sich stattdessen mit dem zu begnügen, was sich selbst zu konservieren sucht? Was ist zu tun, damit junge MusikerInnen eine Chance haben, hier in der Stadt zu bleiben, Gehör zu finden und sich weiterentwickeln zu können? Muss die Selbstorganisation gestärkt werden, wie es in anderen Sparten der freien Kulturszene der Fall ist? Welche Förderungen werden für die Stärkung der Beachtung experimenteller Musik benötigt?

Mit
Christa Brüstle, Musikwissenschafterin
Thomas Bruns, Ohrenstrand.net, Kammerensemble
Neue Musik
Rainer Rubbert, Komponist & Vorstand Initiative
Neue Musik
Helma Schleif, Veranstalterin Total Music
Meeting
Günter „Baby” Sommer, Schlagzeuger
Moderat ion
Alice Ströver, MdA, kulturpolitische Sprecherin

  

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