Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Kultursalon 56 - Bündnis 90/ Die Grünen

Eine unendliche Geschichte? Bibliotheken zwischen Schließung und Ehrenamt


MIT
Jörg Arndt, Leiter LuV Bibliotheken und Kultur Mitte
Dr. Nina Eilers-König, Vorsitz Pro Kiez Bötzowviertel e.V. (Betreiber der Kurt-Tucholsky-Bibliothek)
Ulrich Moeske, Vorsitzender Sektion I des Deutschen Bibliotheksverbandes
Christine-Dorothea Sauer, stellv. Generaldirektorin
Zentral- und Landesbibliothek Berlin/Hausdirektorin Amerika-Gedenkbibliothek

MODERATION
Alice Ströver MdA, kulturpolitische Sprecherin

Bibliotheken sind die meistbesuchten Kulturorte Berlins – und viel mehr als das. Als öffentlich zugängliche Räume für alle erfüllen sie zentrale Funktionen im gesellschaftlichen Leben. Hier kann man nicht nur verschiedenste Medien entleihen, sondern alleine oder gemeinsam mit anderen lesen, arbeiten, sich informieren und Veranstaltungen besuchen. In den sogenannten Problemkiezen sind es oft nicht zuletzt die Bibliotheken, die mit ihren Angeboten Bildung und Integration vor Ort fördern. Und es ist wohl kein Zufall, dass die skandinavischen Länder sich nicht nur durch exzellente Pisa-Ergebnisse, sondern auch durch kostenlosen Zugang zu gut ausgestatteten Bibliotheken für alle auszeichnen. Im Gegensatz zu anderen Kultureinrichtungen erfreuen sich die öffentlichen Bibliotheken ganz ohne Werbung seit Jahren stetig steigender Beliebtheit. Doch obwohl die Zahl der Ausleihen kontinuierlich steigt, sind die Büchereien seit Jahren die Verlierer jeder Sparrunde: In Berlin wurden seit dem Jahr 2000 über 60 Bibliotheken geschlossen. An anderen Standorten wurde bei Personal, Ausstattung und Neuerwerbungsetat bis zur Schmerzgrenze gespart. In vier Fällen gelang es engagierten BürgerInnen, ihre Kiezbibliothek durch Übernahme in ehrenamtliche Trägerschaft vor dem Aus zu retten. Eine zwiespältige Lösung, denn so lobenswert und innovativ das bürgerschaftliche Engagement ist, kann und soll es nicht die Versäumnisse der öffentlichen Hand kompensieren.
Ein Konzept zur Stärkung und Vernetzung der Berliner Bibliotheken liegt seit Jahren in der Schublade. Doch nicht nur der Senat, auch viele Bezirke sind seltsam zögerlich, wenn es um die Umsetzung einheitlicher Leistungs- und Qualitätsstandards geht. Wir meinen: Die Bibliotheken brauchen dringend mehr Unterstützung, müssen aber im Gegenzug ihr Angebot kontinuierlich überprüfen und an aktuelle Entwicklungen anpassen. Brauchen wir eine andere Trägerstruktur für die öffentlichen Bibliotheken in Berlin? Hilft eine Bibliotheksentwicklungsagentur, die strategische, innovative und qualitätssichernde Kriterien entwickeln und umsetzen hilft? Und warum sind Finanzierung und Aufgaben der deutschen Bibliotheken nicht qua Gesetz geregelt, wie es in der EU längst Standard ist?

Der Kultursalon ist die kulturpolitische Veranstaltungsreihe der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus. Er findet seit 1994 im Roten Salon der Volksbühne statt. In Anlehnung an die Tradition der Salonkultur werden unter diesem Motto aktuelle Themen der Berliner Kulturpolitik mit ausgesuchten Gästen aus der Praxis und der interessierten Öffentlichkeit diskutiert. Alle Interessierten sind zur Teilnahme jederzeit herzlich eingeladen!

  

http://www.alice-stroever.de/

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