Freundlich und gutmütig ist der Mann, der da mit einem großen Briefumschlag in der Hand hinabklettert in einen unterirdischen Raum, auf der Suche nach einem gewissen Präsidenten, von dem er mysteriöserweise eine Vorladung erhalten hat. Selbstgefällig thront ein anderer Mann, der sich auf einer merkwürdigen Stuhlkonstruktion mit Rückspiegel und Minibar als des Präsidenten Sekretär bezeichnet und den Mann anweist, zu warten. Nach einem Blick in den Pass des Vorgeladenen fragt der Sekretär, ob das denn sein eigenes Gesicht sei auf dem Passfoto. „Ja“, sagt der Mann, und lächelt. Und seit wann das sein Gesicht sei, fragt der Sekretär weiter – und schon ist man mittendrin in einem Dialog, der in seiner Absurdität kaum zu übertreffen ist.
In einer eindringlichen Reduktion von Sprache, Gestik und Bühnenszenerie wird eine Maschinerie der Demütigungen und Entmenschlichung in Gang gesetzt. Beckett, Pinter und vor allem Kafka – zahlreich sind die Bezüge, mit denen Spiro Scimone in seinem jüngsten Stück La Busta spielt.
Der Schauspieler und Dramatiker Scimone gründete 1990 eine eigene Truppe mit dem Ziel, „pures“ Theater zu machen. Das ist Scimone sowohl in der dramatischen Konzeption als auch in der Inszenierung von La Busta gelungen.
Produktion: Compagnia Scimone Sfarmeli, Bühne /Kostüme: Barbara Bessi. Regie: Francesco Sfarmeli.
Es spielen: Spiro Scimone, Francesco Sframeli, Gianluca Cesale, Salvatore Arena.
Deutsche Erstaufführung in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln.