Der Politik geht die Sprache aus, schreibt Guðmundsson und behauptet, dass sie uns deshalb noch lang nicht ausgehen muss, im Gegenteil. Sein Buch "Wie man ein Land in den Abgrund führt"ist die Selbstbehauptung gegen eine ohnmächtige Sprachlosigkeit: Guðmundsson verhöhnt die "Privatisierungsparty", mit der ein Prozess begann, an dessen Ende seinem Volk "der Stuhl vor die Tür gesetzt" worden sei. Er spricht von der "Inflation des Schmerzes", vom "Inflationswolf", der sich über den lebendigen Reichtum des Landes hergemacht habe. Er findet Worte, die sich von den üblichen Nachrichten im Banne der Zahlen wohltuend unterscheiden. "Hat sich die Epoche der freien Marktwirtschaft um irgendwelche Regeln geschert? Wenn wir dies unter dem Vorzeichen der Edda-Dichtung betrachten, die man als sittliche Botschaft des isländischen Kulturerbes betrachten könnte, dann stellt sich die Frage, ob es möglich gewesen wäre, die Menschen zu zähmen, die vom Geld zu Affen gemacht wurden. Dafür zu sorgen, wäre den Regierungen zugekommen, doch wie es scheint, wurden sie von den Affen gezähmt. Wie konnte das geschehen."
Rettungspakete werden in der „Euro-Krise“ geschnürt, die Banken und Vermögenden sollen mit Zinsen aus Staatsschulden rechnen können und deutsche Konzerne mit dem billigen Einkauf südeuropäischer Unternehmen. Island – ganz am anderen Ende Europas – stand nach Jahren im Zentrum des Finanzbooms schon 2008 vor der Pleite. Innerhalb kürzester Zeit stürzten die Isländer ihre Regierung; bis heute streiten sie darum, ob sie für die Auslandsschulden isländischer Banken aufkommen sollen. Der Dichter Einar Már Guðmundsson hat eine beeindruckende Skizze des isländischen Booms, der Krise und des Widerstands verfasst. Als deutliche Stimme in der sozialen Bewegung in Island kann er außerdem über die aktuellen Entwicklungen dort berichten.
Eine gemeinsame Veranstaltung mit attac berlin.
