Wechselkurs für ein Stück Wild
vorausgesetzt der Wald ist stubenrein
auf einem Schild, rotes Dreieck auf weißem Grund
so wechselt ein Reh, springt aus dem Bild
wir zweigen ab, streifen Piktogramme
mumifizierte Tannen unter Lamettabinden
während die Pharaonen
im Totenreich die Schokoladenseite zeigen
wie die Kakaobutter fließt
aus ihrem Stanniol ins rote Meer
Die Verse in Eberhard Häfners Gedichtband sind so dichtmaschig gewoben, dass ihre Oberfläche enormen Raum für Unebenheiten und Fallstricke lässt. Die Bedeutung seiner Wörter ist immer in Bewegung von einem zum anderen – ein Gleiten, das noch nicht einmal in seiner eigenen Bewegung konstant bleibt: In zwei Versen kommt Häfner von wohlfeil zu Prügel. Diese großartigen Differenzen lassen auch die Verse in Bewegung geraten, die scheinbar statisch sind.
Immer wieder ist dabei vom Körper die Rede. Der Sinn gleitet an ihm entlang – oder ab. Die drei Kapitel Stellen, Legen, Setzen geben gezielte Körperbewegungen vor, aber Häfners Gedichte kommen nie zum Stehen, und auch ein Ziel haben sie nicht nötig. Denn am Ende bleibt ein Geheimnis, das die Gedichte vielleicht selbst nicht kennen, das sie aber ständig in einer Bewegung hält, deren Sog man sich nicht entziehen kann.
EBERHARD HÄFNER, am 24.10.1941 geboren in Steinbach-Hallenberg, absolvierte einen externen Hochschulabschluss für Metallformgestaltung. Seine erste Lyrik-Publikation „Igelit“ erschien 1989 im Aufbau Verlag Berlin. Er publizierte zahlreiche Einzelbände und Künstlerbücher, zuletzt erschien im Verlagshaus Berlin der Lyrikband „Irrtum zeigt im Alphabet Methode“ (2013).
Tickets kosten 6,- Euro.