Was ist der Tauschwert der Liebe? Belauern sich zwei: ein junger Mann wittert die Chance, schnell zu erben; und eine todkranke, einsame Frau sieht die Gelegenheit, noch einmal jemanden an sich zu binden, der ihr jeden Wunsch von den Lippen abliest. Matthias gibt den Frauen nur, was sie wollen; er ist kein schlechter Mensch. Dass er seiner Mutter erzählt, er werde bald in den diplomatischen Dienst aufgenommen, ist eine Notlüge zur Rettung des Selbstbewusstseins. Er kann ja schlecht zugeben, dass er von der Versicherung, bei der er Vertreter war, gerade gefeuert wurde. Und die verschiedenen Profile in den Dating-Börsen des Internet braucht er auch zum Geldverdienen. Als er Annemarie, eine todkranke, einsame Frau kennenlernt, drängt er sich nicht auf. Sie ist es, die ihm verrät, dass sie so gern einen Sohn gehabt hätte. Und sie kommt auf die Idee, sein Name »Matthias« heiße »Geschenk Gottes«. Unvermutet blüht Annemarie in seiner Gegenwart auf, verjüngt sich auf wundersame Art. Das Ringen beginnt – um die kurze Zukunft von Annemarie, um das, was sie zu erzählen hat, um das, was sie hinterlassen wird, und darum, was einem Menschen, der nicht mehr lange zu leben hat, wirklich wichtig ist: die Wahrheit oder eine schöne Illusion.
Larissa Boehning, Jahrgang 1971, lebt in Berlin und arbeitet als Grafikerin, Dozentin und freie Schriftstellerin. Ihr Romandebüt „Lichte Stoffe“ (2007) war auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und wurde mit dem Kulturpreis der Stadt Pinneberg und dem Mara-Cassens-Preis für das beste Debüt des Jahres 2007 ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihr „Das Glück der Zikaden“ (2011).
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