Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Lesen: Ulrich Voß „Wolzogen“

Mit dem Autor liest Lilith Stangenberg. Buchpremiere


„Er blicke durch seine Brille, sagte er. So wie es letztlich jeder täte. Doch weder er noch ich, oder weiß der Himmel wer anders, sollten wagen, die Wahrheit in ein Gefäß zu sperren, wie sie es selber sind. Allein, dass man sich in ihrer vermeintlichen Durchsichtigkeit spiegele, lasse sie unscharf werden, und auf welchen Lug und Trug fiele man rascher herein als auf sich selbst.“

So hebt Suhrbier an, der schon in der ersten Zeile für tot erklärt wird. Ulrich Voß, der Schauspieler, an Uwe Johnson geschult, hat einen wunderbar verrätselten Roman geschrieben, der mit seinen Parataxen im Nirgendwo und zwischen Gestern und Heute spielt. Ein Leseerlebnis besonderer Art.

Ulrich Voß, Jahrgang 1938, geboren und aufgewachsen in Rostock, Studium der Romanis¬tik und Klassischen Philologie an der dortigen Universität, danach Schauspielstudium. Engagement am Volkstheater Rostock sowie Verpflichtungen bei der DEFA, im Fernsehen und im Rundfunk. Als Synchronsprecher war er u. a. die Stimme von Robert Mitchum, Toshiro Mifune, Lee Marvin, Anthony Quinn und Oliver Reed.

Freiberuflich tätig seit 1978 mit Gastspielen beim Deutschen Theater, dem Berliner Ensemble, an der Volksbühne und am TiP, dem Theater im Palast. Regelmäßige Mitwirkung an TV-Produktionen, darunter Polizeiruf 110, Tatort, SOKO Wismar. In »Aus Liebe zu Deutschland« (2003) spielte er Helmut Kohl. Zwei Jahrzehnte Dozent an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«.

Aktuell spielt Ulrich Voß oft als Gast an der Volksbühne Berlin und im Berliner Kriminaltheater.

  

Im Kontext von Regimewechseln und Fehlhandlungen in der Vergangenheit spielt die Erkenntnis eine wichtige Rolle, dass Erinnerung an eigenes und fremdes Verhalten immer mit inneren Wertebilanzierungen einhergeht. Die Erinnerung sagt mir nicht einfach: „So war es.“ Sie verbindet damit die Einschätzung „So war ich, so bin ich von meinem Selbstbild, von meinen Werten abgewichen oder nicht, und dies kommt durch die Erinnerung für die Einschätzung meines Selbstwertes heraus.“ Niemand akzeptiert eine niedrige Einschätzung seines Selbstwerts.

Gesine Schwan „Die Idee des Schlussstrichs - oder: Welches Erinnern und welches Vergessen tun in der Demokratie gut?“

Tickets kosten 6,- Euro.

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