Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Lesen: „WIR“ von Jewgenij Samjatin

Zwei Stunden über freiwillige Selbstkontrolle, totale Überwachung und Revolution.


WIR, der Roman von Jewgenij Samjatin, ist einer der bedeutendsten dystopischen Romane des 20. Jahrhunderts. A Brave New World und 1984, wurden nachweislich durch ihn geprägt. Die nun erfolgte Wiederentdeckung durch den Regisseur Christoph Kalkowski veranlasste den SWR zu einer aufwendigen Hörspieladaption mit eigens komponierter Musik (Raphael Thöne). Das entstandene Hörstück in der Fassung von Ben Neumann zeigt, dass Samjatins Vision eines Überwachungsstaates, auch nach 95 Jahren nichts an seiner subversiven Kraft verloren hat.

Die verblüffende Aktualität dieses Romans liegt in der fundamentalen Freiwilligkeit der völligen Überwachung. In Samjatins Welt herrscht kein Polizeistaat, die Menschen melden sich freiwillig zur Hinrichtung, denn sie glauben wirklich daran, dass sie krank und fehlerhaft sind, wenn sie nicht der allgemein akzeptierten Norm entsprechen und sich der stetigen Steigerung der Wertschöpfung aus unserer Lebenszeit verweigern.

In Hinblick auf die aktuelle scheinbare Akzeptanz von Überwachungsmechanismen, ist eine These hierbei, dass der Protest nicht stattfindet, wenn die Machtstruktur nicht spürbar ist: der Protest tritt hinter eine öffentliche Scheingeste. Freiheit ist eben keine Selbstverständlichkeit, sie muss von jeder Generation immer wieder neu eingefordert werden.
Es werden Ausschnitte aus dem Hörstück präsentiert, Schauspieler, die im Hörstück mitwirken, lesen aus dem Roman WIR, und Thomas Möbius wird über Samjatin, Utopie und Dystopie sprechen. Moderator Falko Hennig jongliert die Fragen durch den Raum und durch die Zeit.

Mit:
Ben Neumann - Autor / Dramaturg
Thomas Möbius - J.Samjatin-Kenner
Christoph Kalkowski - Regie
Jana Schulz und Andreas Pietschmann - Schauspiel
Krystian Woznicki - Podium
Frank Diersch - Zeichnungen
Falko Hennig - Moderation

Tickets kosten 6,- Euro.

  

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