Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Lesebühne: Larissa Boehning „Lichte Stoffe“

Mit der Autorin liest Astrid Meyerfeldt - Buchpremiere


»Warum trägt man sein Leben lang Geheimnisse mit sich herum? Und nimmt sie dann mit ins Grab.«

Als Nele Niebuhr von der Existenz eines Degas-Gemäldes erfährt, das sich am Ende des Zweiten Weltkriegs im Besitz ihrer verstorbenen Großmutter befunden haben soll, geht es für sie um mehr als nur um die Frage nach dem Verbleib eines wahrscheinlich millionenschweren Familienerbes und komplizierter rechtlicher Fragen in punkto Beutekunst. Um das Gemälde rankt sich eine bislang sorgsam verschwiegene Familiengeschichte. Denn das Bild wurde der Großmutter von einem farbigen, amerikanischen Besatzungssoldaten geschenkt – der dann auch Vater ihres Kindes wurde. Laut den alten Erzählungen der Großmutter verschwand er schnell auf Nimmerwiedersehen und ließ sie allein mit dem Mischlingskind in der Trümmerwüste Berlins zurück, inmitten einer hämischen und feindlichen Umwelt.
Doch hinterlassenen Tonbändern zufolge sah die Wahrheit damals ganz anders aus. Nele macht sich auf, den verschollenen Großvater in Amerika zu suchen – und mit ihm das Gemälde und den Schlüssel zum Verständnis ihrer Mutter und ihrer eigenen Herkunft.

Mit ihrem Romandebüt ist Larissa Boehning ein großer Wurf gelungen. Sie entfaltet ein großes Panorama der komplizierten deutsch-amerikanischen Beziehungen vom Weltkrieg bis heute aus dem Privaten heraus.
Im August wurde „Lichte Stoffe“ als eins von 20 Büchern in die Longlist für die Verleihung des Deutschen Buchpreises 2007 aufgenommen.

Larissa Boehning wurde 1971 in Wiesbaden geboren, aufgewachsen ist sie in einem Hamburger Vorort. Studium der Kulturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte in Hamburg und Berlin. 1993 Umzug nach Berlin. Für eine Geschichte aus Schwalbensommer erhielt sie 2002 den Literaturpreis Prenzlauer Berg, der gleichnamige Erzählband erschien 2003 bei Eichborn Berlin.

  

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