Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Made in Italy + Enrico Ghezzi

Babilonia Teatri: MADE IN ITALY
Von und mit Valeria Raimondi und Enrico Castellani
Made in Italy erzählt keine Geschichte. Das Stück handelt auf eine ironische, bissige und entmythisierende Art von den Widersprüchen unserer Zeit. Das Stück arbeitet mit Anhäufungen. Es fotografiert, verdichtet und verleibt sich ein, was uns umgibt: die ständigen Nachrichten, die uns erreichen, den Drang, alles zu katalogisieren, zu systematisieren, zu ordnen. Es arbeitet mit Kombinationen, Überschneidungen, Sinnverschiebungen. Die Szenen haben kein Anfang und kein Ende. Sie werden fortwährend unterbrochen, zerrissen. Bilder und Worte werden immer wieder neu geboren und sterben. Die Darsteller rezitieren nicht. Die Musik ist immer gegenwärtig und gibt die Logik vor, wie die Dinge geschehen sollen. Wie in einem Videoclip.

Made in Italy ist ein wortreiches Durcheinander.
Es ist ein Durcheinander leuchtender Lichterketten.
Es ist ein Durcheinander von Ikonen.
Für ein Pop-Theater.
Für ein Rock-Theater.
Für ein Punk-Theater.
Ein Theater reich an Inputs und Bildern:
überreich an Eindrücken, aber ohne Lösungen.

In italienischer Sprache mit deutschen Übertitelung

Bühnenbild Babilonia Teatri / Gianni Volpe
Kostüme Franca Piccoli
Licht und Ton Ilaria Dalle Donne
Bewegungen Luca Scotton
Koproduktion Operaestate Fes tival Veneto
Mit der Unterstützung von Viva Opera Circus / Teatro dell´Angelo
Fotos Marco Caselli Nirmal
Übertitelung Monica Marotta (KITA)
Gewinner der Preise: Premio Scenario 2007, Premio Vertigine 2010

Im Anschluss:

Enrico Ghezzi: BLOB! LIVE!

In der italienischen Fernsehsendung BLOB (RAItre) werden täglich am Kreuzungspunkt zwischen Tages- und Abendprogramm Ausschnitte aus unterschiedlichen Filmen und Reportagen, Nachrichten- und Unterhaltungssendungen unkommentiert zu einer 10minütigen satirischen und hochpolitischen Telecollage zusammengefügt - „Zapping als Fernsehkritik“ (Anne Preckel).
Die herausragende Eigenschaft von BLOB ist die Autonomie des Formats, was in einem Land, wo das Privatfernsehen dem Ministerpräsidenten gehört und gleichzeitig das Staatsfernsehen von ihm kontrolliert werden kann, nicht nur eine ästhetische Bedeutung hat. Aber natürlich auch das. BLOB ist ein beständiger work-in-progress, einzig gefangen in dem Paradox, das berühmte „Original“ unter den Programmen zu sein, und dabei vollständig aus der Wiederverwendung von allem zu bestehen, aus dem „Fernsehbesten“ und „Fernsehschlechtesten“ und aus den unwahrscheinlichsten Resten am Rande. Die politische Ökonomie von BLOB liegt für Enrico Ghezzi, Filmkritiker und berühmter BLOB-Mitbegründer „... abgesehen von wechselnden Tagestabus, temporären Einschränkungen und Skrupeln der Macher im Recycling des Nichts.“ Wo das Fernsehen sich selbst und uns zerstreut und unterhält, ist BLOB Enteignung, Wiederverwertung und Anarchie und hat seine sich selbst autorisierende Erscheinung bis heute erhalten.
Genau darin bestehen Skandal und Substanz der Sendung, die vor allem eine tägliche Biografie der jeweils aktuellen Gegenwart Italiens ist, „Warnfähnchen im ruhigen Meer, das einen unerwarteten Unterstrom anzeigt ...“. Enrico Ghezzi stellt nun erstmals BLOB in einem Live-Format an der Volksbühne vor.

Zur Person:
Enrico Ghezzi (*1952), Filmkritiker.
1987 - 1994 Kurator des kinematographischen Programms von RAItre. 1988 Gründer und oftmals Moderator von »Fuori Orario. Cose mai viste« (zu dt. »Nie-Gesehenes«). Mitbegründer von »Blob«. 1991 - 1998 Direktor des Film Festivals Taormina und seit 2001 künstlerischer Leiter des Filmfestivals »Il vento del Cinema« (Procida, Neapel). Veröffentlichungen u.a.: »Stanley Kubrik«, Florenz 1983

Im Anschluss Publikumsgespräch mit den Künstlern.
Moderation: Renate Klett

  

Italienischer Theaterherbst 2010
Babilonia Teatri

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