u.a. mit: Smockey (Musiker, Balai Citoyen), Sams‘K Le Jah (Musiker, Balai Citoyen), Francis Kpatindé (Science-Po Paris, UN-Berater und freier Journalist), Moussa Diallo (Confédération générale du travail du Burkina, CGT-B), Bruno Jaffré (Biograf Sankaras), Ra-Sabla Seydou Ouédraogo (Ökonom, Instituts FREEAFRIK, angefragt), Lila Chouli (Autorin „Burkina Faso 2011: Chronique d’un mouvement social“, angefragt), David Gakunzi (Sankara-Experte), Aziz Fall (Politologe), Hamado Dipama (Arbeitskreis Panafrikanismus München)
Ende Oktober 2014 brach sich ein Volksaufstand in Burkina Faso Bahn und beendete in wenigen Tagen die 27 Jahre währende Diktatur von Blaise Compaoré und seinem Regime, die das Land in einem Konglomerat aus bitterster Armut, himmelschreiender Korruption und unverhohlener Günstlingswirtschaft gehalten hatte. Über Jahre hatte sich eine breite Koalition aus allen Bevölkerungsschichten aufgebaut, die insbesondere von der Jugend angeführt wurde. Als der verhasste Compaoré ein verfassungswidriges drittes (eigentlich fünftes) Mandat anstrebte, lief das Fass über:
Hunderttausende Burkinabè gingen, mit Besen und Kochlöffeln „bewaffnet“, mit dem gemeinsamen Ziel auf die Straße, die Verfassungsänderung und damit ein erneutes Mandat Compaorés zu vereiteln. Die geplante Abstimmung über die Änderung der Verfassung wurde tatsächlich abgeblasen. Das aufständische Volk hielt, überrascht und beflügelt von diesem Erfolg, den Druck weiterhin aufrecht. Das traditionell starke und gut ausgebildete, aber innerlich in zwei Lager gespaltene Militär hielt zunächst zum Machthaber, wechselte jedoch angesichts der Entschlossenheit der DemonstrantInnen bald geschlossen das Lager, bevor allzu viel Blut vergossen werden konnte. Nach wenigen Tagen musste Blaise Compaoré als Präsident abdanken und floh mit Hilfe Frankreichs. Das Militär übernahm das Kommando, eine zivile Übergangsregierung wurde eingesetzt und bereitet nun die ersten freien Wahlen am 11. Oktober 2015 vor, nutzt aber auch die Zeit, um heikle Fragen wie die Aufklärung der Ermordung des Präsidenten Thomas Sankara oder des Journalisten Norbert Zongo voranzutreiben – zentrale Forderungen der Aufständischen, die weiterhin mobilisiert bleiben und jede Bewegung der Regierung kritisch beobachten.
Schon einmal war das kleine Burkina Faso (damals Obervolta) Vorbild für einen gesamten Kontinent, als nämlich der junge Hauptmann Thomas Sankara 1983 die Macht übernahm und mit seinem revolutionären Denken und Handeln und seinem unermüdlichen Einsatz für eine echte Unabhängigkeit seines Landes weltweit Bekanntheit erlangte. Gerade wegen seiner schier unglaublichen Erfolge in Fragen der Korruptionsbekämpfung, Gesundheit, Ernährungssicherung, Emanzipation der Frau, Umweltschutz usw. machte sich Sankara jedoch national und international nicht nur Freunde und wurde am 15. Oktober 1987 durch ein internationales Komplott unter Führung eines seiner engsten Vertrauten, Blaise Compaoré, ermordet. Selbiger setzte sich bekanntlich für die folgenden 27 Jahre an die Spitze des Staates, bis er am 30. Oktober 2014 schlussendlich von den Burkinabè durch besagten Volksaufstand zum Rücktritt gezwungen wurde.
Auf dem Symposium wird unter anderem gefragt: Was war und ist das Ziel der Bewegung? Warum war die Revolte erst nach 27 Jahren möglich (und erfolgreich)? Welche Rolle spielte das "Erbe Sankaras" beim Sturz von Compaoré? Worin besteht die internationale Dimension der burkinischen Revolte für Afrika und die Welt? Kann man hier von einem neuen Typ der Demokratiebewegung sprechen, der als Modell auch für andere Kontexte in Afrika (und anderswo) dienen könnte? Wie reagieren die afrikanische und internationale Gemeinschaft auf die Revolte?
Keynote Speaker ist der ehemalige Chefredakteur von Jeune Afrique, Francis Kpatindé, der als Journalist und Korrespondent 30 Jahre lang über alle wichtigen politischen Ereignisse des Kontinents berichtet und quasi alle politischen Protagonisten interviewt hat, u.a. auch Thomas Sankara und Blaise Compaoré.
Der Keynote-Vortrag ist Ausgangspunkt für drei vertiefende Podiumsdiskussionen mit prominenten Protagonisten, wie den Musikern, Aktivisten und Mitbegründern des „Balai Citoyen“ Smockey und Sams‘K Le Jah, Francis Kpatindé (Science-Po Paris, UN-Berater und freier Journalist), Moussa Diallo (Confédération générale du travail du Burkina, CGT-B), Bruno Jaffré (Biograf Sankaras), Ra-Sabla Seydou Ouédraogo (Ökonom, Instituts FREEAFRIK, angefragt), Lila Chouli (Autorin „Burkina Faso 2011: Chronique d’un mouvement social“, angefragt), David Gakunzi (Sankara-Experte), Aziz Fall (Politologe), Hamado Dipama (Arbeitskreis Panafrikanismus München) u.a.
Das Symposium findet auf Deutsch und Französisch mit Simultanübersetzung statt. Der Eintritt hierfür ist frei.
Anmeldungen bis 14.10.2015 unter: t.kulla@africavenir.org
Tickets für Film & Konzert kosten 15,- Euro bzw. 10,- Euro (ermäßigt).