Im Sternfoyer überführen Bob Rutman, Margarita Breitkreiz, Maximilian Brauer und Axel Wandtke Brechts Material in eine musikalische Performance. Mex Schlüpfer und der VolksbühnenChor singen, eine szenisch-musikalische Performance von fkhuhn und stefanpaul stellt das Projekt Theater und Schule (TuSch) vor:
FATZER / GESCHLECHTERKAPITEL
Eine Performance mit Robert Rutman und 3 Schauspielern.
Robert Rutman, Pionier der Multimedia-Performance und Avantgarde-Musik, trifft auf das Geschlechter-Kapitel aus Brechts Fatzer. Mit apokalyptischen Sounds und skurrilen Texten kommentiert Rutman das Fragment - live auf dem selbst entwickelten Steel-Cello und dem Bow-Chime spielend und mit Songs, die um das Thema Liebe als physiologisches Bedürfnis kreisen.
Regie: Sebastian Klink, Mit Margarita Breitkreiz, Axel Wandtke, Maximilian Brauer und Robert Rutman
Bühne: Thomas Schuster, Kostüme: Teresa Tober, Musik: Robert Rutman, Regieassistenz: Luisa Kormann
FATZERVOLK
Die Lust am Widerspruch beim „Fatzervolk“
von Mex Schlüpfer / stefanpaul
Chor und Gegenchor – aha – da ahnt ein Jeder schon: Es gibt keine Eindeutigkeiten. Brecht erweist sich sowohl als Spezialist für das Verfassen der grundsätzlichen Fragestellungen als auch für die Demonstration der unlösbaren Widersprüche. Der Gang vom Krieg in den Frieden misslingt – das Ende: ein Fragment.
In den Gegensätzlichkeiten der Chortextverkörperung, die die Präsentation des Textes voraussetzt, um sie dann hinter sich zu lassen, entsteht ein Chorauftritt des „Fatzervolks“, der dem Didaktischen entsagt und die Lust am Leben mit den Widersprüchen voraussetzt und feiert.
„Sind die Fatzers tot, dann / Fallen eure Schiffe im Wasser / Nach unten. / Eure Tanks sind alte Eisen nur / Und / Eure Dome stehen leer.“ (Brecht, „Untergang des Egoisten Fatzer“)
Regie / Text-Einstudierung: stefanpaul/Mex Schlüpfer
Musikalische Einstudierung: Anna Charim
mit der VolksbühnenChor Gesina Krebber, Miriam Ternes, Johanna Skirecki, Helga Bartz, Sonia Wagemans, Johann Binder, Christian Schön, Fritz Huste, Bernhard Schumann, Frank Backmeister
LEBENSMASKE.FRATZE.MENSCH.
Eine szenisch-musikalische Einrichtung von Lisa Brüning/ fkhuhn. Musikalische Leitung: stefanpaul
Mit (Chor): Gesina Krebber, Miriam Ternes, Johanna Skirecki, Helga Bartz, Sonia Wagemans, Johann Binder, Christian Schön, Fritz Huste, Bernhard Schumann, Frank Backmeister
Und (Spieler - Schüler des Volksbühne-Partner Kollegs): Naoise Armstrong, Anne Gülisch, Kerstin Frenzlein, Nadine Runge, Cathrin Schierenbeck, Robert Berg, Robert Buntzel, Mathias Hollstein, Jonathan Pahl, Kevin Pateisal
Piano: stefanpaul
Einstudierung: Anna Charim & stefanpaul
sowie Solist Martin Gerhke.
Ein in der Schwebe gehaltener Balanceakt: Die von Bertolt Brecht skizzierten Deserteure um Johann Fatzer, dem von Heiner Müller in den "Deutschen Herbst" verdichteten Egoisten, finden sich multipliziert auf heutigen Interessen-Schlachtfeldern wieder: Der Mensch gegen den Menschen, gegen die Systeme, gegen die Zeit, gegen die Existenz. Doch die Lebensmasken sind verbraucht, ob schon mit den Gesichtern verwachsen, dem Menschen bloße Fratze. Die Schüler des Partner-Kollegs der Volksbühne balancieren als Persona non grata zwischen kunstvollem Abgesang (von Wolfgang Rihm vertonte, späte Heiner-Müller-Gedichte, am Flügel begleitet) und massenwirksamen Aufrufen zum Handeln (emphatisches Liedgut vom VolksbühnenChor) auf ihrer und um ihre zur instabilen Plattform gewordenen Überlebens-Szenerie. Deren Gleichgewicht letztlich kippen muss, so der Mensch außer Stande, hinter seiner Fratze hervorzutreten: "Der Geschlagene entrinnt nicht / Der Weisheit / Halte dich fest und sinke! Fürchte !
dich! Sinke doch! Auf / Dem Grunde / Erwartet dich die Lehre." (B86 / Fatzer, Komm / aus: Brecht "Untergang des Egoisten Fatzer")
im Rahmen von: SCHEISS AUF DIE ORDNUNG DER WELT – MERDA SULL'ORDINE DEL MONDO! FATZER UND WEITER – ein deutsch-italienisches Materiallager auf der Basis von Brechts Fragment.
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"Scheiß auf die Ordnung der Welt" wird veranstaltet im Rahmen der Theaterpartnerschaft Berlin/Turin "Fatzer geht über die Alpen", gefördert im Fonds Wanderlust der Kulturstiftung des Bundes, mit Unterstützung durch das Goethe-Institut Turin und das Italienische Kulturinstitut Berlin.