Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Musikbühne: Club Transmediale Eröffnungskonzert: GAS (Wolfgang Voigt)

live


Nach langen Jahren weitgehender Abstinenz meldet sich Wolfgang Voigt, zuletzt eher als Geschäftsmann und Mitbetreiber des renommierten Techno-Labels Kompakt aktiv, im Studio und auf der Bühne zurück. Der in Köln ansässige Klangforscher, der seine Werke unter Pseudonymen wie Mike Ink, Blei, Love Inc. oder Grungerman veröffentlicht, zählt seit den 80er Jahren zu den weltweit einflussreichsten Produzenten elektronischer Musik. Zu Voigts Kultstatus hat in den 90er Jahren nicht unerheblich Studio 1 beigetragen, eine formstreng konzipierte Serie von Veröffentlichungen im 12-inch-Format, die bis heute als einer der relevantesten Beiträge zum Minimal Techno gelten. Sein immenser Schaffensdrang fand seinen vorläufigen Endpunkt mit vier Alben, die er Ende des vergangenen Jahrzehnts unter dem Namen GAS in Umlauf brachte. Voigt verzichtete hier fast vollständig auf die für Techno-Musik konstitutive Bassdrum und drang in freie, rauschhaft ineinander fließende Klangstrukturen von hypnotischer Wirkung vor. Im Frühjahr 2008 wurden diese lange Zeit vergriffenen Werke – „Gas” (1997), „Zauberberg” (1998), „Königsforst” (1999), „Pop” (2000) – unter dem Titel „Nah und Fern” als Boxset wieder veröffentlicht. Aus diesem Anlass hat Voigt gemeinsam mit der Videokünstlerin Petra Hollenbach eine audiovisuelle Bühnenshow entwickelt. Sie bildet den Rahmen für Voigts ersten Live-Auftritt in Berlin seit 1999, mit dem der Club Transmediale sein diesjähriges Eröffnungskonzert in der Volksbühne bestreitet. Auf das Publikum wartet ein intensives Erlebnis, das fernab von den funktionalen Beats der Rave-Kultur nicht nur der Musik von GAS in ihrer ganzen unwirklichen, entrückten Schönheit zur Entfaltung bringt, sondern auch die bildnerische Seite dieses Projekts in ihr Recht setzt. Ein Marsch durchs Unterholz des deutschen Waldes, seinen üppigen Bestand an ambivalenten Mythen, und zugleich eine Befragung von Techno-Kultur nach ihrem kulturellen Standort. Diese Suche mündet gerade nicht, wie Kritiker des Projekts im Vorfeld argwöhnten, in der Pflege teutonischer Traditionsbestände – sondern lokalisiert und feiert die Wurzeln und den Geist von Rave im Acid-Rausch.

  

Club Transmediale
Kompakt Label

//